Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Die Predigten

„In Überzeugung des Verstandes; aber in einer warmen fruchtbaren Überzeugung, die ihren Ursprung aus dem Herzen hat und die Güte und Wohlwollen des Herzens. Sie ist eine Religion guter Seelen" — und er fragt sofort weiter: „Auf welche Art müßte also das Christentum bewiesen werden? a) Nicht strenge demonstriert, und den Verstand gezwungen. Das wäre eine bloße Verstandesreligion gewor­den, eine bloße Wissenschaft, sonder richtigbewiesen, doch so daß dem Herzen etwas übrig bleibt, b) Nicht durch äußer­liches Ansehen und nicht durch irgend eine fleischliche Ab­sicht, sondern durch seine innere Güte empfohlen."7 Strenge Demonstration bedeutet demnach, sich äußerer Gründe bedienen. Sie ist nach Fichte ein Spezifikum der Wis­senschaft. Die christliche Religion soll sich aber von einer Wis­senschaft unterscheiden gerade durch ihre inneren Gründe. Es ist und bleibt eine Hauptintention der Religionsphilosophie und des ganzen Fichte'schen Denkens, von innen, aus dem Herzen des Menschen zu argumentieren.8 7 ebd. S.79f. — In seinem Werk: „Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeital­ters”, 1806 (Ausg. Meiner, 1956, S.252) unterscheidet zwischen Vernunft- und Verstandesreligion: „Vernunftreligion nennen wir sie, denn sie ist bloßes Ver­nehmen des Daß, ohne Verstehen des Wie. Oder, was der zweite Fall wäre, es läßt sich sogar begreifen und verstehen, wie und auf welche Weise die, in Untersuchung gezogene, Erscheinung, Entwicklung eines höheren Lebens sei; das vollkommenere, das daraus hervorgehen soll, läßt sich wirklich angeben, und die vorliegende Erscheinung, als notwendiger Grund des bestimmten Bes­seren, im deutlichen Begriffen erhärten. In dieser letzteren Gestalt könnte man die Religion nennen: Verstandesreligion.” 8 Vgl. „Das außer dir aber wird nur angeregt, und in die Bedingung seiner Tä­tigkeit gesetzt durch etwas in dir, durch deine freie Tat.” (Aus einem Pri­vatschreiben. Fichtes Werke in VI. Bänden, Bd.III. S.252) — „Dieser jedem Mensch anzumutende Charakter kann nun, meiner Grundsätzen zufolge nur dadurch entwickelt werden, daß man den Menschen fürs erste nicht zur äußeren Ehrbarkeit, sondern zu innem Rechtschaffenheit führe. Mit der letztem, wenn sie nur wirklich innere Rechtsschaffenheit ist, findet der wahre Glaube und die 96

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