Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

gene Person an den angenehmen Empfindungen, die aus der Religion fließen, Anteil zu nehmen."99 Fichte scheint hier ganz im Gefolge Kants zu stehen; Religi­on ist auch an der Nützlichkeit ihres Einflußes auf Moralität zu messen. Jedenfalls muß man dazu das ganze System über­schauen können — wie es auch im Falle des Gesetzes vom ge­nügenden Grunde bei Leibniz der Fall ist.100 Es scheint aber auch für Fichte das deistische System nicht immer den Erwartungen genügend zu entsprechen. Zwar ist die Leistung der Vernunft und der Offenbarung miteinander nicht zu verwechseln, wenn man aber „Herz" und „Spekulati­on" voneinander gänzlich trennt, kann in der Religion eines von den beiden zu kurz kommen. In dem Sinne sagt Fichte: „Dennoch kann es gewisse Augenblicke geben, wo das Herz sich an der Spekulation rächt; wo es sich zu dem als unmittelbar anerkannten Gotte mit heißer Sehnsucht wen­det, als ob eines Individuums wegen seinen Plan ändern werde: wo die Empfindung eines sichtbaren Hülfe, einer fast unwidersprechlichen Gebets-Erhörung das ganze System zerrüttet — und wenn das Gefühl des Mißfallens Gottes an der Sünde allgemein ist — wo eine dringende Sehnsucht nach einer Versöhnung entseht."101 Dieselbe Frage wird auch Kant in seiner Religionsschrift beschäftigen. Fichte hat lange mit dem Problem der Frage der Freiheit Gottes und seiner Willkür gerungen.102 Dabei weist 99 Fichte, GA II, 1. S.290 100 Leibniz, Theodizee, Ed Fiamarion, S. 128 (44.) und S.400 (14.) 101 Fichte, GA 11,1. S.290 f. 102 Kant, Immanuel: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft: „Der Mensch nun, welcher Handlungen, die für sich selbst nichts Gott Wohlge­fälliges (Moralisches) enthalten, doch als Mittel braucht, das göttliche unmittel­bare Wohlgefallen an ihm und hiermit der Erfüllung seiner Wünsche zu erwer­ben, steht in dem Wahn des Besitzes einer Kunst, durch ganz natürliche Mittel eine übernatürliche Wirkung zuwege zu bringen.” (Theorie-Werksausgabe, Suhr- kamp, 1956. S.850) Die Kontroverse bezüglich der Gottheit besteht zwischen 45

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