Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

Vorwort der kritischen Gesamt-Ausgabe mit Hilfe der Bezug­nahme auf die zwei ersten Kritiken von Kant. An der Spitze des Fragments steht: „Aus dem Jahre 1790" ungewiß, ob diese Inschrift vom Verfasser selbst stammt. Allerdings nimmt das Fragment an einer Stelle Bezug auf die Antinomienlehre in Kants Kritik der reinen Vernunft: „...wo der größte Denker des achtzehnten (sc. Jh. — R.Z.) gewiß ohne Rücksicht die Grenze zieht — bei Unter­suchung des Objektiven Wesens Gottes... Wenn man diese Grenzen überschreitet, ohne jedoch seiner Untersuchung ih­ren freien Gang zu lassen; wenn man beim Ausgehen des Denkens sich schon im Voraus das Ziel setzt, wo man an­kommen will, um, so viel möglich, die Speculation, mit den Ansprüchen der Religion zu vereinigen: so entsteht ein aus sehr ungleichen Materialen sehr locker zusammengefügtes in die Luft gebautes Haus."73 Nach dem Zeugnis eines Briefes Fichtes an seine Braut, Jo­hanna Rahn, vom 12. VIII. 1790. hat sich Fichte um die Zeit mit der Philosophie Kants zum erstenmal intensiv beschäftigt. Aus einem etwa um dieselbe Zeit verfaßten Brief an Miltitz geht auch der Grund der Beschäftigung hervor: er hat einem Studie­renden Privatunterricht in der kantischen Philosophie gege­ben.74 Der Terminus a quo wäre also der Sommer 1790, genau­er: Vn/VIII. Den Terminus ad quem bestimmt das Vorwort da­durch, da er am 5.IX.1790 an August Weißhuhn schreibt: „Ich lebe einer neuen Welt, seitdem ich die Kritik der praktischen 73 ebd. S. 289. -vgl. dazu: Kant Immanuel, Kritik der reinen Vernunft. (Ausg. B., S.670 f. -Meiner, Hbg., 1956, S.604 f.) „daß die menschliche Vernunft dabei einen natürlichen Hang habe, diese Grenze zu überschreiten, da transzendenta­le Ideen ihr ebenso natürlich seien, als dem Verstände die Kategorien, obgleich mit dem Unterschiede, daß so wie die letzteren zur Wahrheit, d.i. der Über­einstimmung unserer Begriffe mit dem Objekte führen, die ersteren einen bloßen, aber unwiderstehlichen Schein bewirken, dessen Täuschung man kaum durch die schärfste Kritik abhalten kann.” 74 GA I, 1. S.285 34

Next

/
Thumbnails
Contents