Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Die Entdeckung Fichtes

Die Entdeckung des Talentes von Fichte im Zusammen­hang mit einer Predigt mag eine fromme Legende sein, ist aber kein Zufall. Nicht nur die erhaltenen Predigten, der Unterton seiner ganzen Philosophie trägt etwas vom rhetorischen Ele­ment in sich. Er will stets überzeugen. Der Unterton kann ab und zu als anstrengend, pathetisch-demagogisch wirken. Nun eine weitere, entscheidende Wende in der Kindheit Fichtes: „Krebels Ehe war kindlos; das Paar blieb Fichte in dankbarer Erinnerung ob seiner Liebe und Fürsorge. Krebel unterrichtete Fichte in allen Anfangsgründen der alten Spra­chen, bemerkte jedoch seine eigene Unzulänglichkeit und sorgte dafür, daß Fichte mit etwa zwölf Jahren die Meißener Lateinschule besuchen konnte. Nach kurzem Aufenthalt an dieser Schule wurde der Zwölfjährige im Oktober 1774 in die Fürstenschule Pforta bei Naumburg aufgenommen."2 Es kann nicht die Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein, der Glaubwürdigkeit oder Tatsächlichkeit des Berichtes von der Entdeckung des Talents von Fichte nachzuforschen. Es ist aber charakteristisch, daß die Biographien Fichtes darauf Wert legen, diese Entdeckung mit Religion und Predigt in Zusam­menhang zu bringen. Was für eine Religiosität die gewesen sein mag, die Fichte im Elternhaus, in der Dorfkirche zu Ram­menau und bei der Pastorfamilie Krebels eingeatmet hat, ist schwer zu rekonstruieren. Es ging aber vermutlich um eine spezifische Mischung von protestantischer (evangelisch-luthe­rischer) Frömmigkeit und der Aufklärung. Die beiden wurden eben in der theologischen Ausbildung und in der Predigt der Zeit weitergegeben. Wenn sich Fichte einer solchen Religiosität eben durch die Aufklärung bestimmt, kritisch gegenüberstellte, konnte er sich ihrer doch nicht lossagen. Eine Bewertung vom 2 Jacobs, a.a.O. 10

Next

/
Thumbnails
Contents