Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)
3. Die Praxis der Kirche - 3c) Seelsorge durch Gespräch
andererseits wird er dazu angehalten, den Gesprächspartner nicht nach den eigenen Vorstellungen und Maßstäben seines Wert- und Bezugssystems einzuordnen.278 Diese Tatsache sowie die relativ einfachen methodischen Bedingungen trugen sehr zu der anfangs fast schwärmerischen Übernahme der psychotherapeutischen Methode in der deutschsprachigen pastoraltheologischen Literatur bei.279 Darü- berhinaus findet das partnerzentrierte Gespräch in der Krankenhausseelsorge durch seine Orientierung an der Bibel, die auch eine stark partnerzentrierte Haltung zeigt, ihre Legitimation: es besteht eine gewisse Nähe zwischen den Gesprächsbedingungen beim Verhalten des Therapeuten und den pastoralen Grundanweisungen der Heiligen Schrift.280 3.9 Zusammenfassung Der Unterschied des Seelsorgegespräches zur Psychotherapie Bei großer Übereinstimmung mit den Qualitäten der gesprächstherapeutischen Methode unterscheidet sich das seelsorgerliche Gespräch von der Therapie grundsätzlich in der Zielausrichtung.281 Die gleichen Qualitäten der Methodik wie „das Subjekt-Subjekt Verhältnis, das Nicht-direktiv-Sein"282 zielt innerhalb der therapeutischen Behandlung auf die Gesundheit des Patienten, der Seelsorge geht es dabei um das Verhältnis des Menschen zu Gott. Die Seelsorge und damit das Gespräch zielt also „auf mehr und anderes":283 es soll eine „vertikale Dimension" zur Sprache bringen. Neben der Problembearbeitung geht es in der partnerzentrierten Seelsorge darum, „dem Menschen zu helfen, in Gottes Licht zu leben".284 Damit sind auch schon die Grenzen der Therapie angedeutet, die ja keineswegs eine Heilslehre sein will: die Psychotherapie „vermag nicht, dem Menschen jenen totalen Sinn zu zeigen, nach dem er verlangt, und ihn 278 Vgl. ebd.. 279 Vgl. Engelke, S. 27. 280 Vgl. Pompey, Seelsorge, S. 66. 281 Vgl. Faber/Schoot, S. 40. 282 Ebd. 283 Vgl. ebd., S. 172. 284 Ebd., S. 182. 62