Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

3. Die Praxis der Kirche - 3c) Seelsorge durch Gespräch

3.8.2 Verständnis — Wertschätzung — Echtheit Im Rahmen des ganz im individuell-konkret bleibenden Klä­rungsprozesses äußert der Berater dieses Verständnis im Gespräch mit dem Klienten durch die Verbalisierung des Wahrgenommenen. Es werden aber nicht lediglich Äußerungen des Klienten wieder­holt, sondern es sollen dessen gefühlsmäßige Erlebnisinhalte verste­hend erfaßt dann wiedergegeben werden. Dieses „Zurückspiegeln" ist ein ganz und gar „technischer Aspekt des Beratungsverhal­tens",249 der auch eingeübt werden kann. Dabei Hegt die Hauptab­sicht darin, daß der Klient sich durch die Spiegelung seiner Äuße­rungen realistischer wahrzunehmen beginnt. 50 Darüber hinaus ver­anlaßt das einfühlende Nachempfinden den Ratsuchenden, weitere Gefühlsaspekte seines Erlebens und Verhaltens zu äußern. Auf diese Weise gerät er in eine tiefe emotionale Auseinandersetzung mit sich selbst2 . In diesem Sich — Aussprechen kann der Betroffene seine Si­tuation wieder richtig einschätzen und eine mögliche Lösung erfah­ren. Diese helfende Haltung des Beraters wird auch als „Metriopa- thie"252 begriffen, einem „auf der Mitte mitleiden", da hier der Klient erfährt, daß er Beistand erhält.253 Damit wird mit dem einfühlenden Verständnis ein aktives, betei­ligtes Zuhören verbunden sein und seine Verdeutlichung im Ge­spräch eine fruchtbare, vertraute Beziehung zwischen den Ge­sprächspartnern hersteHen. Das damit verbundene weitere Verhalten von positiver Wert­schätzung und emotionaler Wärme254 meint die sogenannte Akzepta- tion des anderen. Man kann diese Einstellung, die die bedingungslo­se Annahme des anderen fordert, als das innere Drehmoment der Gesprächstherapie als nicht-direktive Beratung verstehen: es ist schlechterdings die Möglichkeitsbedingung für ein seelsorgerliches Gespräch, seinen Gesprächspartner als Person „mit menschlichen Qualitäten und Würde"255 anzuerkennen. Die positive Wertschätzung 249 Hammers, Seelsorge, S. 90. 250 Vgl. ebd.. 251 Vgl. Pompey, Seelsorgegespräch, S. 205. 252 Ebd.. 253 Vgl. ebd.. 254 Vgl. bes. Schwermer, S. 36-51. 255 Hammers, Seelsorge, S.90f. 58

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