Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

3. Die Praxis der Kirche - 3c) Seelsorge durch Gespräch

gerliche Gespräch neben der Spendung der Sakramente ein Wesens­element der Krankenhausseelsorge.20* Mit dem Krankenbesuch beginnt die partnerschaftliche Begegnung zwischen Seelsorger und krankem Menschen. Sie will den Kranken selbst zur Sprache bringen. Dabei geht es bei dem Besuch im Gespräch mit dem Kranken nicht allgemein über Themen wie das Leben oder den Glauben allgemein, sondern um ganz konkrete Probleme des Kranken. Das Gespräch bietet „einen Beitrag zur Leidbewältigung für die Zeit im Krankenhaus".201 202 Es kann für den Kranken zur Hilfe werden, seine Grenzen zu akzeptieren und zu ertragen. Daneben besitzt das Gespräch auch eine therapeutische Funktion insofern, als der Seelsor­ger als Partner des Kranken „diesem im mittragenden Gespräch zu seiner Selbstfindung und damit zu seinem ureigenen Beitrag zur Heilung, Bewältigung der Krise oder zum Sterbenkönnen verhilft".203 Schließlich ist es in einem seelsorgerlichen Gespräch notwendig und legitim, Glaubenserkenntnisse weiterzugeben, d.h. Gesprächsseelsor­ge ist auch immer missionarischer Dienst im Sinne der Wortverkün­digung.204 Neben dieser kurzen inhaltlichen Vorabbestimmung des seelsor­gerlichen Gesprächs wollen wir zunächst einige erkenntnistheoreti­sche Komponenten der Größe „Gespräch" verhandeln, aus denen das Gespräch in der Krankenhausseelsorge ein Stück weit seine Legitima­tion als hervorragender Ort der Krankenhauspastoral erfährt. 3.6 Eine Prämisse. Was ist das, ein Gespräch? In einem kurzen Aufriß scheint es sinnvoll, Sprache wie Ge­spräch und ihren Sinn zu deuten. Innerhalb der neueren Philoso­phie205 wird festgehalten, daß Sprache sowohl aussagt als auch dar­stellt, daß sie immer auf Sachverhalte bezogen ist. Worten ist zu eigen, daß sie „meinen" und eine „sprachliche Mit­teilung (...) setzt die Fähigkeit voraus, das Gemeinte und das Mittel, mit dem man es meint, voneinander abzuheben".206 201 Vgl. ebd., S. 92. 202 Mayer-Scheu, Behandeln, S. 103f. 203 Mayer-Scheu, Seelsorge, S. 35. 204 Statt vieler anderer: Plessner, S. 40-47.; vgl. auch Fries, S. 11-47. 205 Plessner, S. 41. 206 Fries, S. 11. 50

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