Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)
2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2a) Der kranke Mensch
Dabei hat die Krankheit, für sich betrachtet, keinen Sinn, sie ist vielmehr „in Bezug auf den unbedingten Sinnwert des menschlichen Lebens als sinnwidrig zu bezeichnen".40 Das Kranksein als „eine Weise des Menschseins"41 zu definieren, macht die Tatsache von Krankheiten deshalb nicht sinnvoller. Sinnstiftend ist nicht die Krankheit an sich, sondern sinnstiftend kann erst ihre Bewältigung werden.42 Die christliche Tradition der Vater wie am Beispiel des Augustinus sah in der Krankheit, sofern sie im Glauben angenommen war, „eine Weise der Hingabe an Gott".43 Für Gregor den Großen wurde sie „die große Schule und das große Exempel der Geduld".44 Die Aussagen, als Antworten nach dem „warum" des Leidens formuliert von Thomas von Aquin und Augustinus klassifizieren das Leiden zum „gottgewollten Heilsweg". Schließlich wurde in diesem Traditionsstrang zur Antwort auf die Frage der Krankheit immer wieder „die Anerkennung der Geschöpf- lichkeit, das Bekenntnis zum Schuldzusammenhang menschlicher Geschichte (...), die Loslösung von einer Gestalt des Lebens, die die Voraussetzung seiner Verwandlung in das endgültige Sein bei Gott sei"45 betont. Insofern die Krankheit ein „modus deficiens" des Lebens darstellt, enthüllt sie uns uns selbst. Außerdem hat sie aufdeckenden Charakter, da „die physikalische Krankheit weithin nur ein Sinnbild für existentielleres Leiden"46 ist und damit „einen Hinweis auf die ursprüngliche Beschaffenheit"47 des Menschen liefert als ein Leben zum irreversiblen Tod hin. So bedeutet Krankheit theologisch gesehen weitgehend „als kompensierte Todesahnung ein Zeichen für die Unausweichlichkeit des Sterbens".48 „Die Krankheit als solche (hat) in besonderer Weise mit Sterben und Tod zu tun, Krankheit ist Vorstufe, Vorgriff des Todes".49 40 Kertelge, Krankheit, S. 13. 41 Vgl. von Weizsäcker, zit. nach Pastorale, S. 44. 42 Kertelge, Krankheit, S. 14. 43 Pastorale, S. 44. 44 Pastorale, S. 44. 45 Vgl. Brantschen S. 37f.. Hier wird auch auf die Gefahr einer Ideologie dieser Sichtweise hingedeutet, ebd., S. 39. 46 Schipperges, S. 66. 47 Ebd.. 48 Roth/Schild, S. 182. 49 Feiner, S. 494. 22