Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2a) Der kranke Mensch

che — ist in unserem Kulturraum entdämonisiert. Dennoch ist der Kranke in unserer Leistungsgesellschaft eine Randerscheinung.19 Neben den äußeren Faktoren, der Isolierung des Kranken durch die Unterbringung in einem Krankenhaus, das einen „höchst komplizier­ten Betrieb" mit markanten Eigentümlichkeiten, insgesamt vielleicht „ein nahezu undurchsichtiges Netz" darstellt, existiert eventuell „in dem Bedürfnis, Kranke zu isolieren, auch heute noch der verborgene Wunsch nach Abwehr"20 der Gesellschaft, welche sich als Reminis­zenz eines Verhaltens auf eine höhere Stufe der Kultur gerettet hat.21 Der Kranke wird auch in der postmodernen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts „als ein Anderer empfunden, der nicht zur normalen Umwelt gehört". Die Umwelt wird durch ihn „konfrontiert mit der Bedrohung durch das Nichts".22 2.3 Psychologische Fakten „Die seelischen Auswirkungen einer Erkrankung sind abhängig von der Art, der Schwere und der Dauer einer Krankheit."23 Eine Darstellung der psychischen Auswirkungen von Krankheit entzieht sich demnach jeder generalisierenden Aussage. Grundsätz­lich jedoch läßt sich sagen, daß der Kranke „herausgenommen ist aus der Welt mit ihren typisierenden Wirkungen", daß er letztlich „auf sich selbst zurückgefallen" ist.24 Der Patient im Krankenhaus ist unsicher, er hegt Gefühle der Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit aus dieser Situation heraus. Dieser Hinweis trägt einer Psychologie am Krankenbett Rechnung, daß „Krankheit in einen unvermeidlichen Rückfall in ver­drängte oder überwundene kindliche Verhaltensweisen zur Folge hat".25 19 Vgl. ebd.. Ein unübersehbares Signum ist z. B. die „Randlage” der psychiatri­schen Krankenhäuser in größeren Städten oder Bereichen. Sie wurden konse­quent an der Stadtrandlage gebaut. 20 Faber, Seelsorge, S.7. 21 Vgl. ebd. 22 Ebd., S.15. 23 Pastorale, S. 18. 24 Faber,’Seelsorge, S. 18. 25 Ebd., S. 21. 19

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