Gudrun Bohle: Die Frage der Läuterung im Alten Testament - Studia Theologica Budapestinensia 20. (1998)

II. - II.1. Jesaja 6,1-11

Es ist nicht die Absicht des Textes, diesen Zuhörern - weder einer Jüngergemeinde noch dem Volk als Ganzem - dieselben Erfahrungen anzukündigen, wie der Prophet sie selber gemacht hat. Die Schau Gottes und die Entsündigung sind Erfahrungen, die der Verkündigung dienen mögen, aber es sind nicht Erfahrungen, die auch anderen in Aussicht gestellt werden. Somit bleibt in diesem Text die Entsündigung einem einzelnen, nämlich dem Propheten, Vorbehalten. II.1.6. Aussagegehalt des Textes für das Thema der Läuterung. Nach dieser allgemeinen Kennzeichnung des Textes kommen wir zur eigentlichen Auslegung . 77.1.6.2. Textanalyse. II.1.6.1.1. Die Handelnden: Zunächst tritt der Erzähler der Begebenheit auf, der in der l.p.sg. spricht. Aufgrund obiger Bemerkungen zur Gattung des Textes97 gehe ich davon aus, daß hier der Prophet Jesaja selber spricht und nenne ihn daher im weiteren auch so. Danach wird der Geschaute eingeführt: Jahwe. Einen relativ breiten Raum nehmen in dieser Perikope die Seraphen ein. In den vv.2-4.6-7. haben sie einen wesentlichen Anteil am Geschehen der Vision. Damit sind die Hauptakteure der Vision genannt; dennoch ist es wichtig, zu berücksichtigen, daß auch auf Personen von außerhalb hingewiesen wird. So wird klar, daß dieses Geschehen von vornherein über sich hinausweist und in einem größeren Kontext verankert ist, auch wenn noch so sehr der Prophet im Mittelpunkt steht: In V.I., der Einleitung, wird "der König Usija" erwähnt. Er spielt keine Rolle, aber durch seine Nennung gleichsam im Titel wird ein ganz konkreter historischer Hintergrund geliefert. 97 s. oben 11.1.2.1. Selbstbericht des Propheten. 49

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