Czopf Tamás: Die spezifisch christliche Gotteserfahrung - Studia Theologica Budapestinensia 8. (1994)
II. Zur Fragestellung
IL Zur Fragestellung Die Arbeit geht von zwei Feststellungen aus: 1. In der Theologie — auch als Quelle und Reflexion kirchlicher Praxis — ist ein Mangel oder eine Aufsplitterung ursprünglicher, authentischer christlicher Erfahrung spürbar. 2. Diese ursprüngliche, spezifisch christliche Erfahrung gab es schon einmal, und es müßte bzw. könnte sie auch heute geben. Im Hintergrund steht die oft erwähnte, tief reichende Krise des Glaubens und der Glaubenswissenschaft, der Theologie. Der Begriff Erfahrung, den wir als Thema gewählt haben und der in den letzten Jahrzehnten zu einem Modewort6 wurde, ist kein direkter theologischer Begriff, doch scheint er uns trotz seiner sehr unterschiedlichen Bedeutungen und sehr verschiedenen, oft unkritischen Verwendungen einen Zugang zu einer — oder sogar zu der — Grundfrage der heutigen Theologie zu bieten, und wird uns vielleicht auch ermöglichen, gewissermaßen hinter diese eben erwähnte Krise zu kommen. Vorerst werden wir freilich den Begriff soweit wie möglich klären müssen, damit er trotz und wegen seiner Kompliziertheit für unsere Aufgabe: das Proprium spezifisch christlicher Erfahrung aufzuzeigen, geeignet wird. Es ist nicht unser Anliegen zu beschreiben, wie es zu der Krise in Theologie und Praxis gekommen ist oder wie sie sich genau artikuliert. Die Arbeit möchte auch kein Krisenloser oder Therapievorschlag sein. Viel eher ein Versuch, die Kriterien christlicher Gotteserfahrung — fast nur skizzenhaft — aufzuzeichnen, wo und wie diese Erfahrung entsteht, was sie charakterisiert, formal und inhaltlich. Neben der Feststellung der Notwendigkeit und Möglichkeit echter Gotteserfahrung muß gleich hier am Anfang die genauso wichtige Aussage von der Begrenztheit dieser Erfahrung betont werden, die nicht auf ihre Schwäche/ sondern auf eine wesentliche Eigenschaft hin- weisen möchte, nämlich, daß in der Gotteserfahrung trotz „vermittel6 FAZ 24. Sept. 1986, Nr. 221 /S. 33. 12