Anton Millner: "Die Gefangenenseelsorge" - Studia Theologica Budapestinensia 1. (1990)
IV. Kapitel. Der Adressat der Arbeit des Seelsorgers im Gefängnis - die Persönlichkeit des straffällig gewordenen Menschen
will weder arbeiten, noch ist er dazu in der Lage. Er verlegt sich daher auf folgende Methoden der "Beschaffungskriminalität":1 1) Sich selbst am Rauschgifthandel beteiligen als Endabnehmer und Endverteiler, 2) Apothekeneinbrüche, um vor allem die Schränke mit den Opiaten zu plündern, 3) Rezeptfälschungen durch Einbrüche in Arztpraktiken, um sich Rezeptscheine, Stampiglien zu besorgen und dann selbst auszustellen, was man "braucht" 4) Prostitution, männlich und weiblich, um möglichst schnell und leicht an viel Geld zu gelangen. 2. Einfluss des Strafvollzugs auf die Inhaftierten Die psychische Entwicklung des Menschen ist geprägt von seiner Umgebung und den Lebensumständen, vor allem in der frühesten Kindheit. Trotzdem kann gesagt werden, dass auch der Aufenthalt in einem gerichtlichen Gefangenenhaus bzw. in einer Strafvollzugsanstalt den Menschen und sein weiteres Leben, je nach der Dauer des Aufenthalte, entscheidend mitprägt. Sechs besonders typische Merkmale einer Anstalt sollen genannt werden-^ 1) Sie bestimmt die Lebensumstände der Insassen fast vollständig, der individuelle Spielraum ist nur minimal. 2) Die Insassen leben ausserhalb ihrer Familien bzw. ihres normalen Lebensraumes. Der Kontakt zur Familie ist stark eingeschränkt, überwacht und reglementiert. 1 2 1. Referat bei der Jahrestagung der Gefangenenhausseelsorger aus der BRD, Schweiz u. Österreich in Wien, 25-29. 6.1973. 2. GAREIS, Balthasar - WIESNET, Eugen: Grundprobleme im Stafvollzug, 2. Aufl. Landsberg/Lech 1974, S. 112 f. 35