Folia Theologica 21. (2010)
Török Csaba: Inkulturation. Möglichkeiten und Grenzen eines Paradigmas I.
146 Csaba TOROK tét, dass das Pfingstereignis vor unseren Augen „nicht als Aufhebung der Vielheit der Sprachen und Kulturen [steht], sondern als Geburtsstunde und theologische Begründung der Inkulturation des Evangeliums in die Kulturen aller Völker".*7 Y. Congar hebt als zentrale Botschaft des Pfingstereignisses bezüglich der Frage der Beziehung zwischen Kultur und Glaube hervor, dass die Mission des Heiligen Geistes eben darin bestehe, dass er das Evangelium Christi jedem Menschen in seiner eigenen Kultur und Sprache verständlich macht.87 88 So wird Jerusalem in der Stunde des Herabstei- gens des Heiligen Geistes zu einem Anti-Babel89, zu einer erfüllten Hoffnung und Erwartung, zu einer Antwort, die der christlichen Mission und der Inkulturation den Weg weist.90 Welcher ist aber der Weg, der im Pfingstereignis angezeigt wird? M. Dhavamony spricht von der Wandlung der Welt, einem Wechselprozess, in dem das aktive Subjekt der Heilige Geist, das vernünftige Mittel in den Händen Gottes der Gläubige, das Objekt die Welt und das Ziel die neuen Realitäten sind.91 Durch das Herabsteigen des Heiligen Geistes wurde eine neue Wirklichkeit in der Welt gestiftet und gegründet, die Kirche, die in ihrer Katholizität als Anti-Babel vor den Nationen steht. Die Kirche hat die Fähigkeit vom Geiste bekommen, Einheit in der Vielfalt zu stiften (das Sprach wunder am Pfingsttag), und der Weg, dieses Anliegen zu erfüllen, wird in der Inkulturation gefunden. John Taylor schreibt: „Der Heilige Geist ist die elementare Kraft der Com- munio selbst. (...) Der Heilige Geist ist der unsichtbare Dritte, der zwischen mir und dem anderen steht und uns einander unaufhörlich bewusst macht."92 An diesem Punkt darf man nicht vergessen, dass der Heilige Geist schon im Mysterium der Fleischwerdung Gottes gegenwärtig und tätig 87 Feldtkeller, A., Inkulturation. II. Biblisch-theologisch, 505f. 88 Siehe Congar, Y., Christianity as Faith and as Culture, in EAPR 3 (1981) 304- 319, 316. 89 Hier soll man ein wichtiges Element der biblischen Hermeneutik, die XÙ710Ç- (z. B. Rom 5,14; IKor 10,6) bzw. àVTrruTiOÇ- (Heb 9,24; IPetr 3,12) Darstellung vor Augen haben. 90 Über das Thema siehe Legrand, H., Inverser Babel, mission de l'Église. La vocation des églises particulières au sein de la mission universelle, in Spiritus 63 (1970) 323-346. 91 Siehe Dhavamony, M., Christian Theology of Inculturation, 103-109. 92 Zitiert nach Ibid. 105.