Folia Theologica 20. (2009)
Bolberitz Paul: Monotheismus in der westlichen Philosophie
MONOTHEISMUS IN DER WESTLICHEN PHILOSOPHIE 41 heit des „Eines" von alles anderem. Im theologischen Sinn bedeutet dies, dass der schöpfende Gott (non aliud) nicht mit der geschöpften Welt (aliud) gleich ist. Das beleuchtet auch die Hoheit, Einheit und Transzendenz Gottes und darstellt die radikale Verschiedenheit, „Andersartigkeit" Gottes gegenüber der Welt. Daneben zeigt der Name „non aliud" auch Gott „innere Einheit", weil Gott ja mit sich selbst eins ist. Er ist die absolute Identität. Durch die Schöpfung beteiligt er die Welt im analogen Sinn an seiner Uridentität. Er ist in der Welt die transzendentale Möglichkeits-Endbedingung der im Kreise der Seienden wahrnehmbaren Identitätsbestrebungen. So ist Gott in den Dingen der geschöpften Welt immanent vorhanden. Cusanus deutet in seiner Werk darauf hin, dass man von der Substanz Gottes nur tautologische Erklärung geben kann, weil er die „definitio definitiorum" ist: „non aliud est non aliud quam non aliud" (der nichts andere ist nichts anderes, als der nichts andere). Cusanus spürt in diese tautologische Formulierung das Mysterium der Dreifaltigkeit hinein, da man das Wesen Gottes nichts anders definieren kann, als nur mit dem Wesen Gottes, wo das Subjekt, das Prädikat und das Satzband immer die eine Person des dreifältigen Gottes ist.34 In der neuzeitlichen Philosophie lenkt die Aufmerksamkeit von der Einheit Gottes immer mehr ab. Das metaphysische Eine trennt sich von dem theologischen Einen (vgl. Deismus), und später vermischen sich die Begriffe des transzendentalen und immanenten Eines (vgl. Pantheismus). Letztens wird über das Eine nur im Zusammenhang mit der Individuum oder Kollektivem gesprochen. Zusammengefasst können wir sagen, dass die Metaphysik der abendländischen Philosophie viele wertvolle Aspekte zum christlichen Monotheismus beigetragen hat. Mit der Klarstellung der Begriffe „Eine" und „Absolute" wurde die dogmatische Gotteslehre geistlich vertiefter und somit begreiflicher. Das Dasein und die Praxis der monotheistischen Religionen - zumal im Mittelalter - haben viele Impulse dem christlich inspirierten philosophischen Denken gegeben. Mit dem Zurücktreten des Monotheismus in den europäischen Kulturen, verständlicher Weise, sind falsche Absoluten im Bereich des europäischen 34 N. Cusanus: De non aliud, in N. von Kues: Philosophisch-Theologische Schriften / lateinisch - deutsch / hg. von Leo Gabriel, Wien, 1966, o. I-II. Bd. II. S. 447-451.