Folia Theologica 19. (2008)

Hegyi Márton: Internus homo - eigentliches Selbst

92 HEGYI, Márton gewinnen; der Aufenthalt vor dem möglichen Sprung der bekümmerten Entscheidung« ,59 Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Genesis der Gedankenkreis der Zugespitztheit des faktischen Lebens auf die Selbstwelt und der der Eigentlichkeit ausschließlich im Kontext der ur- christlichen Religiosität erklärbar ist, da Heidegger die Idee der Eigent­lichkeit des sich auf die Selbstwelt zuspitzenden Selbstes nicht rein phänomenologisch, sondern im Anziehungskreis der urchristlichen Lebenserfahrung entwirft. Im Vergleich mit der von Heidegger kriti­sierten Onto-Theo-Logie kann über die frühe Phänomenologie Heideg­gers Folgendes gesagt werden: (1) die in ihr entworfene Idee der Eigentlichkeit als Zugespitztheit der Lebenswelt auf die Selbstwelt ist nicht rein phänomenologisch be­gründet, sondern sie fußt letztendlich auf der Evidenz der urchristli­chen Lebenserfahrung; (2) es gibt einen gegenseitigen Begründungszusammenhang zwis­chen der Phänomenologie des faktischen Lebens und der urchristli­chen Lebenserfahrung: die urchristliche Religiosität ist als konkrete Lebensform ein möglicher Vollzug der allgemein-formalen Struktur der Faktizität, die angeblich formale Struktur der Faktizität ist aber von Inhalten des von Heidegger interpretierten urchristlichen Existenz­ideals geprägt; (3) in dieser Konstellation ist zwar das Resultat nicht der Anfang, insofern die Phänomenologie von sich aus, ihrem Wesen nach nicht verlangt und bestimmt, daß und wie die Idee der Eigentlichkeit als Zugespitztheit der Lebenswelt auf die Selbstwelt in sie komme, wohl aber wird das Resultat auf gewisse Weise zum Anfang, insofern die phänomenologisch gesuchte Urwirklichkeit uminterpretiert wird: das Ur(sprungs)gebiet sei nicht mehr das faktische Leben als solches, son­dern die Selbstwelt. Meine These also, die frühe Phänomenologie Heideggers sei, zu­mindest in dieser Form, Phänomeno-Theo-Logie, scheint einsichtig zu sein. Nun ist es zu fragen, wie diese phänomeno-theo-logische Verfas­sung am frühen Hauptwerk Heideggers erkennbar ist. 59 [Hg. Käte Bröcker-Oltmanns] [GA 63], Vittorio Klostermann, Frankfurt a. M. 21995, 109; Hervorhebung im Original.

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