Folia Theologica 19. (2008)

Hegyi Márton: Internus homo - eigentliches Selbst

78 HEGYI, Márton tische Ermittlung der Grundverfassung des frühen Heideggerschen Denkens unternommen werden. Den Terminus „Phänomeno-Theo-Logie" habe ich nach dem Muster vom Heideggerschen Ausdruck „Onto-Theo-Logie" gebildet. Mit die­sem zusammengesetzten Wort möchte ich meine These zum Ausdruck bringen, die Grundverfassung der Lebensphänomenologie des jungen Hei­degger sei mit der laut dem späteren Heidegger zu überwindenden onto-theo- logischen Verfassung der Metaphysik strukturverwandt. Es ist schon lange allgemein bekannt und anerkannt, dass die frühe Phänomenologie Heideggers theologische Motive und Gehalte in sich birgt; sogar meh­rere berühmte Schüler Heideggers haben dafür an den Philosophen Kritik geübt. Karl Löwith behauptet z. B., dass »das leitende Vorurteil einer jeden Interpretation menschlicher Existenz« ein »vorbildliches Existenzideal« ist und die Heideggersche Lebensphänomenologie auch keine Ausnahme sein kann.3 4 Es sind in der Literatur bereits mehrere Elemente und Begriffe der frühen Phänomenologie Heideggers auf­gezeigt worden, die ausgesprochen religiöse Wurzeln haben. Weniger häufig wurde aber die Frage gestellt, wie dieser Umstand das Wesen des frühen Heideggerschen Denkens betreffe: Begründet, wenigstens teilweise, die urchristliche Religiosität die frühe Phänomenologie Heideggers, oder, umgekehrt, ist die urchristliche Religiosität auf einer impliziten authentischen, mit der Heideggerschen gleichzusetzenden Lebensphänomenologie aufgebaut? Der springende Punkt dieser Fra­gestellung ist Folgendes: Falls theologisch-religiöse Motive in die (Selbst)begründung der Phänomenologie Heideggers eindringen - al­so seine Lebensphänomenologie keine auf sich selbst aufbauende Phi­losophie ist, sondern ihrer ursprünglichen Intention entgegen unver­merkt zu einer Phänomeno-Theo-Logie wird -, verliert sein radikales, in „Sein und Zeit" gipfelndes philosophisches Unternehmen seine Gel­tung. In meinem Beitrag werde ich zuerst rekapitulieren, wie Heidegger in seinem Aufsatz Die onto-theo-logische Verfassung der Metaphysik4 die Grundstruktur des abendländischen Denkens darstellt (1). Im nächsten Gedankenschritt werde ich aufzeigen, dass es eine Strukturverwandt­3 Heidegger und die Theologie, in Noller, Gerhard (Hg.), LIeidegger und die Theologie / Beginn und Fortgang einer Diskussion, Kaiser, München 1967, 322. 4 In Identität und Differenz [1955-57], Klett-Cotta, Stuttgart 122002, 31-67.

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