Folia Theologica 19. (2008)

Csernai Balázs: "Diener des höchsten Gottes sein" (Apg 16,17) - indirekte Verkündigung in Apg 16,16-40

32 CSERNAI, Balázs Aufruhr verursachten, wurde bisher nicht berichtet, und in Philippi ist dies auch nicht der Fall. Es findet nicht einmal eine öffentliche Verkün­digung statt. Paulus praktiziert nur fremde Gewohnheiten, indem er den Python austreibt.35 Dass er wegen des Exorzismus angeklagt wor­den ist, wurde ja bereits dargestellt. Im Mittelpunkt der Anklage stehen also die ë0r|, die Gewohnheiten, die sich als Manifestationen der inneren Überzeugung verstehen lassen.36 So steht nach der Anklage „die Lebensweise als ganze auf dem Spiel."37 Anders als der Leser wissen die Bewohner Philippis noch nicht, dass sich die christliche Lebensweise von der jüdischen unter­scheidet. Die Aufmerksamkeit der Leser wird damit auf die Lebens­weise der beiden Missionare gelenkt. Was unterscheidet sie von den Römern? Sind christliche Gewohnheiten für Römer wirklich unakzep­tabel? Da es in der Apostelgeschichte nicht zu einem Prozess kommt, werden diese Fragen nicht durch vor Gericht ausgetragene Argumen­te, sondern durch die weitere Erzählung beantwortet. Bestrafung (V 22-25) Die vor Gericht geschleppten und angeklagten Missionare werden, ohne irgendeine Möglichkeit sich zu verteidigen, ausgepeitscht und ins Gefängnis geworfen (V 22-25). Die persönliche Beziehung zum Herrn wird damit nicht abgebrochen - Paulus und Silas beten im Ge­fängnis Hymnen und Psalmen. Die Mitgefangenen können die An­dersartigkeit der Missionare wahrnehmen, da der Hymnengesang sicherlich nicht zum Alltag des Gefängnislebens gehört. Mit welchen Gedanken die Mitgefangenen dem Hymnengesang zuhören, wird nicht gesagt. Ihr Verhalten zeigt aber eine gewisse Offenheit, da sie den Gesang nicht unterbrechen oder verhindern wollen. Sie erleben die Andersartigkeit der beiden Missionare. So wird ihnen offenbar, dass 35 So auch Stegemann, Synagoge, 216. 36 Die entsprechenden jüdischen Gewohnheiten sind nach Unnik, Anklage, 381: „Unmöglichkeit des Kriegsdienstes, Sabbatfeier, Speisegesetze, Geld­sendungen nach Jerusalem, Sondergerichtsbarkeit." Er liefert ebd. 379-381 zahlreiche Belege dafür. Rapske, Paul, 118 fügt den Monotheismus und die Beschneidung hinzu. 37 Pilhofer, Philippi, 192 (Hervorhebung im Original).

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