Folia Theologica 19. (2008)

Csernai Balázs: "Diener des höchsten Gottes sein" (Apg 16,17) - indirekte Verkündigung in Apg 16,16-40

DIENER DES HÖCHSTEN GOTTES SEIN" 27 // sie ist nämlich doppeldeutig: Diese Bezeichnung kann nicht nur als Hinweis auf den Diener JHWHs, der in der Diaspora als höchster Gott geachtet werden konnte,9 sondern auch als Bezeichnung von Verkün­dern eines Mysterienkultes verstanden werden.10 Gerade weil der Aus­ruf dem heidnischen Synkretismus genauso gut entspricht wie dem Christentum, kann man festhalten: Wie die Dämonen Jesus richtig erkannten,11 erkennt Python in den Missionaren die Boten Jesu. Er tut seine Kenntnis aber derartig kund, dass die Zuhörer seine Botschaft im Sinne ihrer heidnischen Religion als Hinweis auf einen Mysterienkult missverstehen.12 Darin liegt das Erstaunliche der lukanischen13 Erzähltechnik. Man hat nämlich zwischen drei Ebenen zu unterscheiden. Neben dem Wis­sen des Geistes über die Missionare und der Interpretation der Zuhö­rer wird mit dem Ausdruck „Diener des höchsten Gottes" auch die Meinung des Autors referiert: Der Leser weiß nun Bescheid, dass die Missionare den einzig wahren Gott verkünden. In der Erzählung er­klärt der Geist die Wahrheit in einer Weise, die dann falsch interpre­tiert wird. Dieser Geist ist sich der Identität der Missionare und des 51-73, hier: 64f; dagegen Haenchen, Emst, Die Apostelgeschichte. (KEK 3) Göttingen, 71977, 473; Schneider, Gerhard, Apostelgeschichte (HThK NT 5) Bd. 2, Freiburg, 2002, 215. 9 Zur jüdischen Verwendung des Begriffs i)\|/iaxoç vgl. Trebilco, Paul and Silas, 53-57. 10 Vgl. Trebilco, Paul and Silas, 64f; Unnik, W. C. van, Die Anklage gegen die Apostel in Philippi. (Apostelgeschichte xvi 20f) In: Ders., Sparsa Collecta. The Collected Essays of W. C. van Unnik. (NT XXIX) Leiden, 1973,374-385 hier: 384. 11 Schneider, Apostelgeschichte II, 215 stellt fest: „Wie in den Evangelien Dä­monen sachlich richtig urteilen können (vgl. Lk 4,34.41 par Mk 1,24.34), trifft auch die Wahrsagerin (dank des nveupa 71Ú0OOV) die Wahrheit hin­sichtlich der Missionare und ihrer Botschaft." Er übersieht nur die heidni­sche Deutungsmöglichkeit der Proklamierung der Sklavin. 12 Pilhofer, Philippi, 188 stellt fest: „Die Umstehenden konnten diese Aussage nur missverstehen", da diese Bezeichnung heidnischen Hintergrund hat. Dies hat zuerst Trebilco, Paul, 57f nachgewiesen. Ihm folgt u. a. Klauck, Magie, 82; Pilhofer, Philippi, 183-188; dagegen meinen etwa Rapske, Paul, 117; Richter Reimer, Ivone, Frauen in der Apostelgeschichte des Lukas. Eine feministisch-theologische Exegese. Gütersloh, 1992, 174 in Philippi haben die Zuhörer mit Hilfe des Wahrsagens die Missionare als Juden erkannt. 13 Wenn der Verfasser der Apg als „Lukas" bezeichnet wird, bedeutet dies kein Hinweis für die Verfasserfrage.

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