Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

150 KUMINETZ, Géza 3.2. Die Teilnahme der Katholiken am politischen Leben15 Wir wissen schon, dass der Katholik als ein sein Vaterland liebender Mensch ins öffentliches Leben eintritt,16 das das Planen für kurze, mit­tlere und lange Zeit, das Bewahren und Pflege des Gemeinwohls ge­nannt werden kann. Das Gemeinwohl ist eigentlich die Gesamtheit all der gesellschaftlichen Bedingungen, die die grundlegenden Rechte sichern, die die organischen Bindungen der Gesellschaft bewahren und stärken, die dazu berufen ist, die kulturelle Identität und die men­schenwürdigen Verhältnisse eines Staates auszugestalten und zu er­halten. Seine Hauptausdrucksform ist die Gesetzgebung, dann die Vollziehung der Gesetze, beziehungsweise das Richten aufgrund der angegebenen Gesetze, und sein Hauptverantwortlicher ist die Verkör­perung der Autorität, die die Regierungsmacht besitzende Staats­macht. Aber was bedeutet es, auf glaubensbekennende Weise am politi­schen Leben teilzunehmen? Einerseits bedeutet es, wie der Gläubige denken und die Ereignisse des politischen Lebens im Lichte der Prin­zipien des Glaubens beurteilen soll, andererseits bedeutet es, dass die Religion mit der Politik nicht im Widerspruch steht, also in beiden Sektoren sollen sich dieselben Prinzipien durchsetzen. Das geht auch schon aus der Tatsache hervor, dass die Antworten der Religion für den Menschen auf seine grundlegendsten Fragen den auf alles Bedacht nehmenden, trotzdem nicht rezeptmässigen Bescheid geben. Das öffentliche Leben von heute hält diese Behauptungen allem Anschein nach für unakzeptabel, und versucht den Staatsbürgern ein­zureden, dass die Religion im Zusammenhang der Gesellschaft nichts zu sagen hat und auch nicht zu sagen braucht; dass sie nicht als Gesell­schaftskritiker auftreten darf. Das bedeutet aber eine Art Schizophre­nie, das ist die Auffrischung einer alten und falschen Lehre, nämlich die Lobpreisung der Doppelwahrheit (duplex veritas). So müssen wir anderen Gesetzen in unserer Religion, in unserem Privatleben, und 15 Vgl. HORVÁTH, S., Hitvallás a politikában [Glaubensbekenntnis in der Poli­tik], in HORVÁTH, S., Katolikus közélet [Katholisches öffentliches Leben], Budapest 1928,16-43. 16 Es ist vielleicht nicht übertrieben zu behaupten, dass unsere Seele christlich, unser Herz ungarisch ist, und wir lernen die Wahrheit ein ganzes Leben lang vom Christus.

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