Folia Theologica 19. (2008)
Kránitz Mihály: Glauben Christen und Moslime an denselben Gott?
124 KRÁNITZ, Mihály Das islamische Glaubensbekenntnis besteht aus zwei Teilen. Der eine ist die Behauptung der Einzigkeit von Gott, dann das Zeugnis von Mohammeds profetischer Sendung: „Es gibt nur einen Gott, und Mohammed ist sein Prophet." Oder: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit ausser Gott gibt, und das Muhammed der Gesandte Gottes ist." Es hat sich als Bekenntnis im Laufe der ersten Jahrhunderte des Islam entwickelt, und steht in dieser Form nicht im Koran. Die Einzigkeit wird vom Koran abgefasst, das heisst Gott ist derjenige, der seine Einzigkeit bestätigt. Die Shahada betont gegenüber dem damals vorherrschenden Politheismus (Vielgottglaube) den Monotheismus (Eingottglauben) des Islam.4 Der Moslim begleitet dieses Glaubensbekenntnis oft mit einer Geste, und zwar mit dem Zeigefinger nach Himmel. So drückt er Gottes Einzigkeit aus. Das Glaubensbekenntnis ist weniger eine rituelle Pflicht als vielmehr die Basis des Glaubens und Motivation für alle religiöse Handlungen der Muslime. Sogar der Koran verlangt, dass die Einzigkeit des Gottes nicht streitbar soll. „Streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es sei denn in der besten Art; doch (streitet überhaupt nicht) mit denen von ihnen, die ungerecht sind. Und sprecht: Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt ward und was zu euch herabgesandt ward; und unser Gott und euer Gott ist Einer; und Ihm sind wir ergeben." (29/46) 2. Den Gott des Islams Schon in den 5. und 6. Jahrhunderten entstand in Jemen eine Art Henotheismus, das heisst ein solches religiöses System, wo sich ein stärkerer Gott von den anderen hervorhebt. Dieses Henotheismus ist eine Eigenart der arabischen Welt. Der Name Allah wurde auch schon vor Mohammed benutzt, was den stärkesten Gott bedeutete. Ihm wurden asketische Übungen, Fasten und Zurückziehen in Höhlen ange- boten. Diese religiöse Bewegung steht mit dem Hanifismus in Verbindung, dessen Prophet Musaylima ist, der in Jemen ähnlich wie Mohammed wirkte. Das Hanifismus (hunafa=Abwendung) hat die in 4 Vgl. Dressier, M.-Klinkhammer, G., Islam. Comelsen Verlag, Berlin 2003,34.