Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

PETRUS UND SEIN DIENST IN DER SCHRIFTEN 117 Ttpoßcma), die sowohl die Vollzähligkeit der „Herde", als auch die Unterschiede innerhalb der „Herde" bezeichnen. Auch die Sendung Jesu, des guten Hirten beschränkte sich nicht auf eine einzige Gruppe, sondern dehnte sich auch auf „andere Schafe" (10,16) aus. Mit dem Auftrag verzichtet Jesus natürlich nicht auf die Haupthirtenschaft: die Schafe bleiben die seinen.40 Er gibt Petrus einfach Anteil - obwohl eigenständigen Anteil - an der pastoralen Aufgabe und Macht. Das be­deutet, dass Petrus die Liebe des guten Hirten Jesus auf eine besondere Weise sichtbar machen muss und die Macht der Oberhirtenschaft auszuüben hat. Zu der Hirtenaufgabe gehört naturgemäß die Erhaltung der Einheit. Es lohnt sich darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Aspekt auch im Abschnitt vor dem besprochenen Dialog, in der Erzählung über den Fischfang erscheint. Das Resultat des Fischfangs wird vom Evangelis­ten in folgender Weise beschrieben: „Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht" (21,11). Die Zahl 153 drückt wahrscheinlich die Universalität aus41, und das nicht zerreißen­de Netz die trotz der Schwierigkeiten bewahrte Einheit.42 Obwohl am Fischfang auch die anderen Jünger teilgenommen haben, wird das vol­le Netz allein von Petrus zum Ufer gezogen. Auch dies könnte ein Zei­chen dafür sein, dass er für die universale Kirche und für ihre Einheit auf besondere Weise verantwortlich ist. 40 Der heilige Augustinus legt großes Gewicht auf diesen Aspekt, als er die Rede Jesu deutend zitiert: „Weide meine Schafe, die die meinen sind und nicht die deinen." In Johannem CXXIII,5. 41 Die Zahlenangabe ist offensichtlich von symbolischer Bedeutung. Wie aber diese Zahl genau zu erklären ist, darüber gibt es seit der Antike bis heute ernsthafte Debatten. Hieronymus bezog sich darauf, dass den griechischen Naturforschern 153 Fischarten bekannt waren. Augustinus argumentierte so: Wenn man die ersten 17 Zahlen miteinander addiert, als Ergebnis genau 153 erhält. Nach J. A. Emerton ist die Zahl 153 der Zahlwert der hebräischen Buchstaben des Wortes En-Eglajim, das im Buch Ezechiel (74,1-10) erwähnt ist. Vgl. BROWN, John, 1074-1076; SCHNACKENBURG, Johannesevange­lium, 426. 42 Auch das nicht gerissene, „nahtlose Gewand" (19,23) symbolisert die einzi­ge und unteilbare Kirchengemeinde.

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