Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

PETRUS UND SEIN DIENST IN DER SCHRIFTEN 115 schon den Vater um Beistand für die Jünger. Sein Gebet galt vor allem Petrus. Die sich nähernden Ereignisse - die Leiden, die auf Jesus warten - erschüttern zwar auch den Glauben des Petrus, aber dank der Fürbitte Jesu wird er seinen Glauben nicht aufgeben. An dieser Stelle bedeutet das Wort „Glauben" vor allem Vertrauen und Treue. Jesus macht Simon die Verheißung, dass er in der Anfechtung Satans seinem Meister gegenüber nicht völlig untreu wird, obwohl er von bes­timmten Erschütterungen nicht ganz befreit wird. Deshalb brauchte er die Bekehrung. Die grundlegende Garantie der Treue besteht aber nicht in der Persönlichkeit des Petrus, sondern in der Fürbitte Jesu. Der Glauben des Petrus ist also nicht ausschließlich eine persönliche Leistung, sondern ein Geschenk Gottes, das ihm durch Jesus zuteil wird. Die von Gott erhaltende Gabe bedeutet aber auch eine Aufgabe: Petrus hat seine Brüder zu stärken, die auch den Anfechtungen ausge­setzt sind. c) Joh 21,15-17 Es muss vor allem betont werden, dass wir in diesem Textabschnitt gewissermaßen die Rehabilitation des Petrus finden. Es ist nicht zu bezweifeln, dass die drei Fragen, die von Jesus an Petrus gerichtet wer­den, im Zusammenhang mit der dreifachen Verleugnung Petri stehen. Mit den Fragen weist Christus auf das frühere feige Verhalten des Jüngers hin. Seine Worte sind aber nicht vorwurfsvoll, sondern er­mutigend, und beinhalten keine Rechenschaftsforderung, sondern Verzeihung und verantwortungsvollen Auftrag.36 Die Vergebung be­deutet nicht nur die Herstellung der Freundschaft zwischen den bei­36 Ein interessanter Zug des Dialogs ist das Wechseln der Verben áyanácü und (piXéco:- áyaítSq ge (piXS oe Vers 15- aycaiaç ge cptAcö oe Vers 16 -cptXeîçge cpikffi oe Vers 17 Die Bedeutung beider Verben ist: lieben. Es ist umstritten, ob der Evange­list mit den zwei Verben die zweifache Nuance zum Ausdruck bringen wollte: Würde Jesus um eine edlere Form von Liebe bitten, wäre Petrus aber nur zu einer niedrigeren, gefühlsmäßigen, freundschaftlichen Liebe fähig? Da an weiteren Stellen des Johannesevangeliums die zwei Verben in synonymer Bedeutung gebräuchlich sind (z. B. 3,35 und 5,20; 14,23 und 16,27), ist es im besprochenen Abschnitt nicht nötig, einen wesentlichen Bedeutungsunterschied zu sehen. Vgl. R. E. BROWN, The Gospel According to John II, New York 1970, 1103.

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