Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

112 KOCSIS, Imre zukünftige Perspektive ist der Predigt Jesu nicht fremd, weil Zukunft­saussagen in der Lehre über die Herrschaft Gottes ein wesentliches Element sind. Eben deshalb haben wir Grund zur Annahme, dass der Ausgangspunkt, „der Kern" dieser Sprüche noch vor Ostern anzusie­deln ist, natürlich im Bewusstsein dessen, dass dieser Kern von der Überlieferung nach Ostern weitergeformt und ausgeweitet wurde.29 Die einleitende Seligpreisung (Vers 17), die das vorhin formulierte Bekenntnis auf die Offenbarungseingebung des himmlischen Vaters zurückführt, stellt ein Bindeglied zwischen dem Bekenntnis des Petrus und der an ihn ergehenden Verheißung (Bevollmächtigung). Als Aus­gangspunkt der Zusage verdeutlicht der Vers 18 den Namen, den Jesus dem Simon gibt, eindeutig als Fels. Der auserwählte Jünger wird der Grund sein, auf dem Jesus seine Kirche erbauen wird. Die Bezeichnung ÉKK/Vr|OÍa meint hier die universale Kirche und nicht etwa eine örtliche Gemeinde. Die Kirche gehört eindeutig dem Christus: er ist stets der Baumeister, aber er sieht beim Bau nie von Petrus als Baugrund ab. Christus garantiert also die Sicherheit und das Fortbestehen der Kirche durch Petrus. Im Zusammenhang mit dem Substantiv Fels sollte man auch die alttestamentlichen Bezüge nicht außer Acht lassen. Jes 51,1-2 bezeich­net Abraham als jenen Felsen, aus dem Israel gehauen wurde.30 Wie das erwählte Volk des Alten Testamentes auf Abraham beruht, so gründet die messianische Gemeinde der Endzeit, die Kirche auf Petrus. Die Metapher des Hausbaus ist auch in Qumran bekannt: Die Gemeinde ist nichts anderes, als das Heiligtum, das unter den Menschen auf gebaut ist (4Qflor 6). Der Lehrer der Gerechtigkeit hat die Aufgabe, für Gott eine Gemeinde zu errichten (4QpPs37 3,15f).31 29 Vgl. Th. SÖDING, Jesus und seine Kirche. Was sagt das Neue Tastament? Frei­burg 2007, 166. Auch die Bemerkung ist lehrreich, deren zufolge man es nicht allein auf das Suchen der „ipsissima verba" ankommen lassen sollte. 30 Man kann hierbei auch auf einen späteren rabbinischen Text hin wiesen, in dem es eindeutig um einen Felsenbau geht. „Siehe, ich habe einen Felsen gefunden, auf dem ich die Welt bauen und gründen kann", sagt Gott nach Jalqut I § 766. Zitiert: GNILKA, Matthäusevangelium, 64. 31 Vgl. GNILKA, Petrus, 62. Der besprochenen Evangeliumsstelle steht 1QH 6,24-28 am nähsten. „Und es brauste die Urflut zu meinem Stöhnen, und [meine Seele gelangte] bis an die Tore des Todes. Und ich war wie einer, der in eine befestigte Stadt kommt und sich hinter einer hohen Mauer ver­schanzt zur Rettung. Und ich [freute mich über] deine Wahrheit, mein Gott;

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