Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

PETRUS UND SEIN DIENST IN DER SCHRIFTEN 107 hebt er besonders hervor, dass er sich drei Jahre nach dem Ereignis von Damaskus nach Jerusalem begab, „um Kephas kennen zu lernen" (1,18).17 Paulus möchte nicht den Kreis der Zwölf, bzw. die Vorsteher der Gemeinde treffen, sondern Petrus. Dass er während seines Besuc­hes in Jerusalem auch Jakobus, den Bruder des Herren getroffen hat, behauptet er nur nebenbei (1,19). Ebenfalls verdienen die Verben hier Aufmerksamkeit: er hat Jakobus nur „gesehen" (eTßov), den Petrus wollte er aber „kennen lernen" (iaxoprjaat) und „blieb bei ihm" (ènépeiva). In den paulinischen Briefen wird auch die Missionsarbeit, die Glaubensverkündigung Petri erwähnt. In 1 Kor 9,5 stellt Paulus den Kephas als solchen Christusboten vor, der während der Ausübung der Missionstätigkeit seine apostolische Macht völlig geltend macht. Von der Tatsache, dass in der Gemeinde von Korinth - neben Paulus und Apollos - auch unter dem Namen Kephas eine Gruppe entstanden ist, wird von manchen gefolgert, dass Petrus während seiner Missionsrei­sen auch in Korinth aufgetaucht ist.18 In seinen Briefen, namentlich im Brief an die Galater spricht Paulus ausführlicher von zwei Ereignissen, obwohl die Beschreibungen zu spärlich sind, um sich von ihnen ein vollständiges Bild machen zu kön­nen: Das erste Ereignis ist das Apostelkonzil, das zweite ist der Zwist mit Petrus. Im Zusammenhang mit dem apostolischen Konzil betont Paulus, dass ihm von den Angesehenen, unter anderem von Petrus, „nichts auferlegt wurde" (2,6). Als Zeichen der Versöhnung reichten sie ihm die Rechte, seine Dienste unter den Heiden anerkennend. Es ist bemerkenswert, dass Petrus besonders hervorgehoben wird: „Im Ge­genteil, sie sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anver­traut ist, wie dem Petrus für die Beschnittenen - denn Gott, der Petrus die 17 Die Bedeutung des im griechischen Text zu lesenden Verbs íoxopéco: „be­suchen zum Zweck des Kennenlemens". W. BAUER, Wörterbuch zum Neuen Testament, Berlin 1971, 756. 18 Vgl. HENGEL, Petrus, 106-118. Die Mehrzahl der Exegeten formuliert je­denfalls sehr vorsichtig. Im allgemeinen schließen sie die Möglichkeit nicht aus, dass Petrus sich wirklich nach Korinth begab, aber mit Sicherheit be­haupten sie es nicht, weil der Bekanntheitsgrad von Petrus genügend sein mochte, dass eine Gruppe, die sich auf ihn bezieht, zustande kommt. Vgl. W. SCHRÄGE, Der erste Brief an die Korinther I, Neukirchen 1991,144-146.

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