Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

102 KOCSIS, Imre hat, die Petrus in einem schlechten Licht erscheinen lassen. Nach der ersten Leidensvoraussage erwähnt er den Protest Petri und die darauf gegebene strenge Antwort Jesu nicht. Es fehlt auch der Vorwurf dem schlafenden Petrus auf dem Ölberg (vgl. Mk 14,37). Im Zusammen­hang der Verleugnung formuliert der dritte Evangelist milder, er schreibt nämlich, im Gegensatz zu Markus und Matthäus, nicht über das Schwören und Fluchen des Apostels. Schauen wir das Sondergut von Lukas an, können wir zuerst auf zwei kurze, aber aufschlussreiche Texte des Osterevangeliums hin- weisen. In dem ersten geht es um den Besuch Petri am leeren Grab (24,12), der zweite beinhaltet ein urchristliches Glaubensbekenntnis, das die Auferstehung Christi und sein Erscheinen vor Simon ankün­digt (24,34). Außer diesen gibt es zwei weitere Texte, die unsere Auf­merksamkeit verdienen: der wunderbare Fischfang und die damit ver­bundene Verheißung (5,1-11), sowie der in dem letzten Abendmahl gegebene Auftrag, der sich auf die Stärkung der Mitjünger bezieht (22,31-32). Auf diesen Auftrag möchte ich später noch eingehen, zunächst soll die Aufmerksamkeit auf den Fischzug gelenkt werden. Lukas hat interessanterweise die bei Markus zu lesende Jüngerberu­fung (Mk 1,16-20) weggelassen, und hat sie durch den Fischfang erset­zt. Hier rückt Petrus besonders in den Mittelpunkt der Aufmerksam­keit: ihm erteilt Jesus den Auftrag des Fischfangs, und ihm macht er die Verheißung, Menschenfischer zu werden. Gleichwohl lädt er un­mittelbar weder Simon noch die anderen anwesenden Fischer ein, ihm als Jünger nachzufolgen, aber die Verheißung, die den Gipfel des Ab­schnittes bildet, impliziert eine solche Einladung dennoch. Nur unter dieser Voraussetzung lässt sich erklären, dass Petrus und seine Mitfi­scher Jesus gleich nachfolgen. Sie sind der Tatsache bewusst gewor­den, dass sie die Art und Weise des Menschenfischens nur von ihm er­lernen können. b) Das Johannesevangelium Im Johannesevangelium gibt es mehrere Erzählungen, die mit den oben erwähnten Texten der synoptischen Evangelien manche Ähn­lichkeiten aufweisen und daher als Parallelstellen anzusehen sind: die Berufung des Petrus im ersten Kreis der Jünger (1,40-42); das Bekennt­nis von Petrus (6,68-69), und der Ausbruch seines Wankelmutes nach der Gefangennahme Jesu (18,15; 18,25-27). Es ist interessant, dass es im 4. Evangelium auch solche Abschnitte gibt, die nur mit dem Lukas-

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