Folia Theologica 18. (2007)
Imre Koncsik: Synergetische Hermeneutik - Grundlagen und Perspektiven
88 I. KONCSIK in denen gerade diejenigen Eiweiße erstmals exprimiert werden, die gleichsam in der Struktur der DNS vorgeprägt sind. Diese kurze Auflistung zeigt nun aber, dass es eine törichte Vereinfachung wäre, wollte man unterstellen, dass die dynamischen Strukturierungsvorgänge, die sich auf subzellulärer und zellulärer Ebene abspielen, auch nur kategóriái mit der ,konservierten Struktur' der DNS vergleichbar wären, d.h. aus streng vererbten ,Blaupausen' für die Herstellung von Proteinen prognostizierbar wären. Aus der Sicht des Projektes physiologische Synergetik kann man die in der Presse popularisierte Vorstellung, im sog. ,Genom' ... sei auch nur der Bauplan, geschweige denn der ,Fahrplan' des Lebens programmiert, nun wirklich über Bord werfen".10 * Epigenetische Regulationsprozesse werden nicht genetisch determiniert, sondern genetisch kanalisiert, moduliert und koordiniert. „Will man unter synergetischen Gesichtspunkten die Rolle der Gene stark vereinfachend darstellen, so kann man sie als „Matrizen" für Werkzeuge definieren, die sich die Zellen bei Bedarf herstellen. Populär gesprochen ist das Genom also mit einer Art .Artikelliste' eines modernen Baumarktes zu vergleichen, bei dem aber nicht die Teile selbst, sondern die Matrizen zu deren Herstellung vorgehalten werden."11 Das Ergebnis der Anwendung und des Gebrauchs genetisch kodierter „Matrizen" hängt direkt von synergetischen Mechanismen ab, so dass etwa „unter allen jenen möglichen Enzymsequenzen" diejenigen „selektiert werden, die den größten Durchsatz an Substraten zu Produkten aufweisen".12 Fast scheint sich die Zelle ihrer Einzelkomponenten entsprechend zu bedienen und interne Transaktionen und Bewegungsabläufe von Proteinen, Enzymen etc. sinnvoll bzw. an effektiver Kohärenz auszurichten. Dennoch will Schmid-Schönbein die Motivation zur Konsensuali- sierung von a priori bestehenden Abläufen exklusiv aus den niederen Kräften heraus als dynamische (und nicht strukturelle) Replikationsund Reiterationsprozesse verstanden wissen, indem eine interne Dynamik eine externe Kinematik und somit kreative Divergenz zur unabdingbaren Folge hat. Diese kann sich verfestigen und zur Ge10 SCHMID-SCHÖNBEIN (Anm. ), 126 1 1 SCHMID-SCHÖNBEIN (Anm. ), 127 12 SCHMID-SCHÖNBEIN (Anm. ), 176