Folia Theologica 18. (2007)
Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis
340 Cs. TOROK Welt herausgerissen hat. Eben dieses Urnichts macht sich in der heutigen Depression, Lethargie, Wert- und Sinnlosigkeit kund. Die vielleicht drastische, doch wahre Aussage D. Sölles gibt uns zum Denken: „In einen Satz gefaßt, ließe sich die Problematik gegenwärtiger Theologie beschreiben als ein «atheistisch an Gott glauben». Der paradoxe Ausdruck will sagen, daß Glauben hier als eine Art Leben verstanden wird, das ohne die supernaturale, überweltliche Vorstellung eines himmlischen Wesens auskommt, ohne die Beruhigung und den Trost, den eine solche Vorstellung schenken kann: eine Art Leben also ohne metaphysischen Vorteil vor den Nicht-Christen, in dem trotzdem an der Sache Jesu in der Welt festgehalten wird."Wi Wir können uns natürlich die Frage stellen: Ist es möglich, dass solch ein Christentum die Welt der Kulturen verheißungsvoll und heilend anspricht? Das Rückwärts des radikalen Christozentrismus oder des extremen Ekklesiozentrismus der Traditionalisten bedeutet keine Antwort - aber die bodenlose christliche Identität (besser gesagt: Lebensstil) des oben zitierten Textes ist auch unfähig, dem Menschen heutiger Zeit zu antworten. Es gibt viele Zeichen, die uns zeigen, wie tief diese Krise geht. Wir könnten sagen, dass eine gewisse Einheit zwischen den Christen und der Menschen der Welt von heute eben in dieser Verzweiflung und Ringen zustande kommt, wie es von E. Salmann betont wird: „Das, was wir sehen, ist der «Primat des nein gegenüber jede 'totale' Aussage» (Weil, Rosenzweig) und die negative Dialektik, die alle ideologischen Forderungen demaskiert, und macht ihre verborgenen und kontraproduktiven Folgen eindeutig macht; ein Blick von unten, von der Seite der Besiegten; eine komische Verwechselung zwischen einem siegreichen Christentum und einem «gekreuzigten» Judentum, die mikrologische Präzision, der Pathos des «vielleicht» (Buber, A. Neher) und des Anderen, des Dialogs, des Lebens, der Mystik der Alltäglichkeit. All dies ist auch in die Mentalität der Christen hineingeprägt worden, und weckt sehr oft ein unglückliches Bewusstsein unter ihnen, 101 101 SOLLE, D., Atheistisch an Gott glauben, in EAD., Atheistisch an Gott glauben. Beiträge zur Theologie, Walter-Verlag, Olten und Freising i.Br. 1968, 79.