Folia Theologica 18. (2007)

István Ancsin: Die Hoffnung Aaf das Heil bei Hans Urs von Balthasar

22 I. ANCSIN nisch, jüdisch und christlich) zu vergleichen.19 Für heidnische Got­tesvorstellungen ist Leiden inakzeptabel, mit dem Wesen des Gött­lichen nicht zu vereinbaren. Parallel dazu kann menschliche Hoff­nung damit ebenfalls nichts anfangen; Leiden bleibt eine Hürde auf dem Weg zur Glückseligkeit, die das angestrebte Ziel menschlichen Dasein ist. In jüdischen Vorstellungen ist Gott als Gerechtem das Leiden abgesprochen, nur der Ungerechte leidet. Gott selbst ist in den Zeiten der höchsten Not und tiefstem Leiden am verborgen­sten, der Messias am abwesendsten, am weitesten entfernt; Hoff­nung ist das Warten auf das in der Zukunft ankommende Heil und den Messias. Christlich betrachtet hat Leiden seinen zentralen Stel­lenwert im Blick auf das Leiden Christi. Für Paulus offenbart sich in der scheinbaren Ferne von Christus die größere Nähe zu ihm. Die Bedrängnis erwirkt Hoffnung, die auf Christus bezogen mit dessen Liebe verbunden ist. Aus diesem Grund antwortet Paulus auf die Frage, ob Hoffnung trügen kann, verneinend: "[Djie Hoffnung aber kann nicht trügen, denn die Liebe Gottes ist in unsern Herzen aus­gegossen durch den uns verliehenen Heiligen Geist" (Röm 5,5). b) Die horizontale Dimension der Hoffnung Wie wir gesehen haben, war die nach vorne horizontal gerichte­te theologische Hoffnung der genuine Beitrag, den das Alte Testa­ment und das spätere Judentum zur Eschatologie geleistet hat. Christliche Hoffnung hat ihr Spezifisches darin, daß sie diese ein­seitige Bewegung in die Zukunft in ein Hoffen auf das Gegenwär­tig-Endgültige verwandelt. In ihrer säkularisierten Form hat die jü­dische Eschatologie einen maßgeblichen Einfluß auf die Endlehre und das ganze Pathos der Neuzeit gewonnen. Zwei Mechanismen haben den obigen Einfluß gestärkt und unterstützt: erstens die Ent­deckung der evolutionischen Tendenz des Kosmos; zweitens eine Denaturalisierung des Kosmos in der Form einer fortschreitenden Technisierung unserer Welt.20 In diesem Abschnitt ist der Frage nachzugehen, ob der vertika­len Ausrichtung der theologischen Hoffnung auch eine horizontale Dimension eigen ist, und wenn ja, in welchem Sinne und mit wel­19 Vgl. TD IV, 131. 20 Vgl. TD IV, 133.

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