Folia Theologica 17. (2006)

László Gruber: Über die Theologie des Priestertums von Papst Johannes Paul II.

48 L. GRUBER überhinaus rückt in der päpstlichen Theologie, die durch die im II. Vatikanischen Konzil formulierte Hirten-Liebe im Spiegel dieser Verlobten-Dimension in neues Licht (vgl. PO 14): das Hirtenvolk des Priesters, also die Gemeinschaft der ihm anvertrauten Gläubi­gen, seine Hirtenliebe für seine Kirche, wird noch tiefer, es ist also in letzter Instanz nicht anders als eine Liebe zwischen Verlobten. Papst Johannes Paul II. entwickelt dies wie folgt: "Das innere Prin­zip, die Kraft, die das geistliche Leben des Priesters, insofern er Christus, dem Haupt und Hirten, nachgebildet ist, beseelt und lei­tet, ist die pastorale Liebe, die Teilhabe an der Hirtenliebe Jesu Christi. (...) Der wesentliche Gehalt der pastoralen Liebe ist die Verfügbarkeit des eigenen Ich als ganzheitliche Selbsthingabe an die Kirche, nach dem Vorbild und in Teilnahme an der Hingabe Christi. (...) Empfängerin der Selbsthingabe, als der Wurzel und Synthese der pastoralen Liebe, ist die Kirche. Das galt für Christus, der 'die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat' (Eph 5,25); das soll auch für den Priester gelten. Durch die pastorale Liebe, die die Ausübung des Priesteramtes als 'amoris officium' prägt, ist der Priester in der Lage, daraus eine Liebesentscheidung zu treffen, auf Grund dessen die Kirche und die Seelen zu seinem Hauptinteresse werden. Er selbst wird durch diese konkrete Spiritualität fähig, die Universalkirche und jenen Teil von ihr, der ihm anvertraut ist, zu lieben mit der ganzen Beschwingtheit eines Bräutigams gegenüber der Braut" (PDV 23). Er fährt seine Lehre mit der folgenden Aussage fort, aus der eindeutig ersichtlich ist, dass die Hirtenliebe in seiner Auffassung in erster Instanz und essentiell Verlobtencharakter hat. "Die Selbsthingabe an die Kirche betrifft die Kirche als Leib und Braut Jesu Christi. Darum bezieht sich die Liebe des Priesters in er­ster Linie auf Jesus Christus: Nur wenn er Christus als Haupt und Bräutigam liebt und ihm dient, wird die Liebe zur Quelle, zum Kri­terium, Maßstab und Anstoß für die Liebe und den Dienst des Prie­sters an der Kirche als Leib und Braut Christi." (PDV 23). Zwischen dieser Hirtenliebe bzw. Verlobtenliebe des Priesters sowie der Eucharistie besteht eine essentielle Bindung, wie es der Papst, das Vaticanum II. zitierend, formuliert (vgl. PO 14). Die Beto­nung dieser Bindung zeigt den ausgesprochen eucharistischen Charakter der Theologie von Johannes Paul II. bzw. den euchari­stiezentrischen Charakter, oder viel mehr das - und das möchten

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