Folia Theologica 17. (2006)

István Pákozdi: Zur Theologie des Ablasses

ZUR THEOLOGIE DES ABLASSES 167 Prozession um die Kirche abgehalten, während der an den Außen­wänden der Kirche in alle vier Himmelsrichtungen vier Evangelien vorgelesen werden. Die Prozession wendet sich zu Beginn nach rechts und endet mit dem vierten Evangelium am Eingangsportal; (es wird ein Abschnitt aus allen vier Evangelien vorgetragen).15 Bezüglich der Ablasstheologie stehen im ökumenischen Dialog noch zahlreiche Themen zur Ausarbeitung, Diskussion und Harmo­nisierung an. So der auch von Luther für wichtig gehaltene Unter­schied zwischen Rechtfertigung und Heiligung; die Frage des in Fol­ge der Sünde entstehenden, zeitlichen Leidens, der „Rest"-Strafe; so­wie die sich in Reue und Buße zeigende menschliche Fürsprache und kirchliche Gerichtsbarkeit (gemeinsam mit dem Haupt, mit Christus in der Einheit der Heiligen).16 Von seelsorgerischem Ge­sichtspunkt aus können die Vorbereitung, Ankündigung und Erklä­rung jener Tage und Anlässe von Bedeutung sein, an die von Seiten der Kirche ein Ablass gebunden ist (herausgehobene Festtage, Wall­fahrten, Primizen, päpstlicher Segen: „Urbi et orbi", Portiuncula, etc.). Dies stellt eine katholische Eigenart dar, die auch der jüngeren Generation zugänglich ist: wir erleben ein Fest intensiver, bekom­men und geben mehr bei einem Geburtstag, einem Jubiläum, einem außergewöhnlichen Zusammenkommen als an Werktagen. Die Reli­gionsstunden und die Jugendpastoral bergen noch viele, nicht hin­reichend genutzte Möglichkeiten zur Darstellung und Vertiefung ei­ner heute angemessenen Ablasspraxis. Die Wallfahrts- und Gnaden­orte üben wieder eine große Anziehungskraft auf die Jugendlichen aus. Eine Wallfahrt ist etwas anderes und bedeutet mehr als ein Ausflug, eine Wanderung oder ein Sommerurlaub. Immer mehr Menschen fahren nach Csiksomlyó, Lourdes, Fatima, Medjugore und Mariazell, und auch an die alten ungarischen Wallfahrtsorte wie Máriaremete, -nosztra, -gyűd, -pócs, -besnyő und Mátravere- bélyszentkut, wo die Gnade spürbar wird, wo das gemeinsame Ge­bet Kraft hat und wo unsere Seele von allem gereinigt wird. 17 15 Erstes Evangelium: Mt 7,7-11: „Bittet, dann wird euch gegeben.“ Das zweite: Mk 11,22-25: „Ihr müsst Glauben an Gott haben.“ Das dritte: Lk 18,1-8: „Ihr sollt allezeit beten.“ Das vierte: Joh 1,1-8: „Im Anfang war das Wort.“ 16 Vgl. K. RAHNER, Ablaß: LThK (Taschenbuch ausgabe) I, S.46-54 17 Ausgiebige und detaillierte Zusammenfassung: Magyar Katolikus Lexikon II., Szent István Társulat, Budapest 1993, S.59-74

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