Folia Theologica 16. (2005)

Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament

MONOTHEISMUS IM NEUEN TESTAMENT 175 Schrift bezeugt63; er „(hält) grundlegend und durchgehend ... am monotheistischen Bekenntnis Israels fest"64. Resümee und Ausblick Von der johanneischen Christologie und der damit verbunde­nen Auseinandersetzung um die Einzigkeit Gottes führt ein direk­ter Weg zu den christologischen und trinitarischen Streitigkeiten der Väterzeit und zu dexa Dogmen der früheia Konzilieia65. Sie er­wachsen aus dem unablässigen Bemühen, „deia biblischeia Mono­theismus zu retten und gleichzeitig Platz zu schaffen für zwei bzw., unter Hinzunahme des Heiligen Geistes, drei göttliche Personen"66. Eine Dynamik in dieser Richtung gibt es nicht erst im Christentum, sondern auch schon iia spät-alttestamentlicher uiad frühjüdischer Zeit, namentlich in der Weisheitsliteratur. Herausragende Zeugnis- se sind die Weisheitshymnen in Spr 8, Sir 24 und Weish 9. Das neutestamentliche „Christusereigiais" bedeutet für diese Be­wegung einen großen Schub, ha Jesus Christus tritt der eine Gott xaicht nur neu in Kontakt mit uxas Meiaschen; iia der Christologie und iia der Trinitätstheologie wird die Relation, die Beziehung, auch zu einem Merkmal innerhalb des Gottesbildes. Gott „relati­viert sich selbst" nicht nur auf uns Menschen zu, sondern auch in sich. Zur Kategorie der „Einzigkeit" (povoç / unus) tritt, im Buber- schen Sinn67, die der „Begegnung", des „Zwischen" oder des „und" („Ich und der Vater sind eins"). Im Einstein-Jahr drängt es sich auf, die Trinitätslehre auf dem Boden des Monotheismus als theologische „Relativitätstheorie" zu 63 Vgl. A. OBERMANN, Die christologische Erfüllung der Schrift im Johan­nesevangelium. Eine Untersuchung zur johanneischen Hermeneutik anhand der Schriftzitate (WIJNT 11/83), Tübingen 1996. 64 K. SCHOLTISSEK, In ihm sein und bleiben. Die Sprache der Immanenz in den johanneischen Schriften (Herders Bibi. Studien 21). Freiburg i. Br. 2000, 317. 65 Vgl. speziell zur entsprechenden Wirkungsgeschichte von Joh 10,30 („Ich und der Vater sind eins") T.E. POLLARD, The Exegesis of John X.30 in the Early Trinitarian Controversies, in: N TS 3 (1956/57) 334-349. 66 H.-J. KLAUCK, „Pantheisten" (s. Anm. 5) 51. 67 Vgl. M. BUBER, Ich und Du, in: DERS., Werke. Erster Band: Schriften zur Philosophie, München/Heidelberg 1962, 77-170, bes. 85.

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