Folia Theologica 16. (2005)

Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?

96 1. KONCSIK physisch, wenn auch nur an der quantenmechanischen Wurzel der Physis. Diese Physis wiederum muss Spezifi­kationskriterien genügen, da der menschliche Geist eben nur am menschlichen Gehirn andocken kann und nicht an beliebigen quantenmechanischen Strukturen - was wohl dem göttlichen Geist Vorbehalten sein wird50. Ein solches Kriterium könnte eine spezifische Architektur bestimmter Hirnareale sein, oder allgemeiner die Sinnhaftigkeit der Ausbildung eines Geistes aufgrund der Ausgriffspotenz des Gesamtorganismus auf die Umwelt. Die mentale Ent­ladung wiederum artikuliert sich gemäß der ontologi­schen Struktur der Schöpfung: zunächst an der involvier­ten Raumzeit, welche entsprechend informativ quantifi­ziert und ihrer das Materielle vermittelnden Konkretisie­rungspotenz modifiziert wird, und somit an der Aktuali- sierungspotenz der Materie unterhalb der Planck-Größe, die entsprechend disponiert und ausgerichtet wird. Hier tritt an keiner Stelle ein lineares Ursache-Wirkungs-Ver- hältnis auf und somit keine univozierende Determination statt einer analogisierenden Disposition. Jedenfalls wird dadurch ein von der imaginären, aktpotentiellen und quantenmechanischen Wirklichkeit her vermittelter Out­put in die klassische, konkrete Realität generiert. Dieser äußert sich lokal bithaft-dual als Zustandsänderung eines Neurons und global als Generation eines holistischen syn­chron koordinierten Resonanz- bzw. Ablaufmusters, das nach Norbert sowohl Energie als auch Information spei­chert, d.h. die beiden entscheidenden Basiswährungen des Gehirns. Freilich funktioniert die Interaktion zwi­schen klassischer und imaginär-aktpotentieller Wirklich­50 ECCLES, J.. Wie das Selbst sein Gehirn steuert. München 21997. Die „Quan­tenauswahl*' ist „die einzige Möglichkeit, aus identisehen Anfangsbedingun­gen in identischen dynamischen Situationen und somit mit denselben Weiten der erhaltenden Größen unterschiedliche Endzustände zu erhalten. In einem rein klassischen Zustand - wo eine Veränderung des Endzustands eine Verän­derung entweder der Anfangsbedingungen oder in der Dynamik voraussetzt - könnte eine solche Situation nicht resultieren.“ (234). - Siehe auch: KONC­SIK, I., Schnittstellen zwischen Materie. Energie und Geist. Die interdiszipli­näre Erfassung der Wirklichkeit, in: WALLNER, K. (Hg.), Denken und Glau­ben. Perspektiven zu „Fides et Ratio“. Heiligenkreuz 2000. 103-146

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