Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
92 I. KONCSIK mik, in welchen Information als Negentropie gefasst wird und daher mit ihrer ständigen Abnahme zu rechnen wäre. Ebenso kann die Vision eines „digitalen" Universums ergänzt werden durch Annahme einer metaphysischen Information quasi als „Seele" des Universums und als Organisator der Evolution via energetisch aktualer und informationeller Disposition der Seienden - nur in dieser sehr eingeschränkten Interpretation scheint die Feldmetapher von angebracht zu sein40. Es kann sogar die gesamte Raumzeit als computerhaft adressierbare Matrix aufgefasst werden41. Bei dieser universalistischen Theorie, welche sowohl das „Kleinste" wie auch das „Größte" unterfasst, tritt immer wieder eine essentielle und prinzipielle Unschärfe auf: werden etwa makroskopische Gebilde vermessen und ihr Informationsgehalt bestimmt, so nimmt entgegen der vulgären Alltagserfahrung die Unschärfe dieser Bestimmung immer weiter zu.- Die Theorie nicht-linearer dynamischer Systeme, ehedem „Chaostheorie" gemäß der Bahnbrechenden Geometrie Benoit s42, konstatiert eine Unschärfe während der Selbstherstellung einer stabilen Kohärenz resp. der Selbstorganisation eines beliebigen, also sowohl subatomaren wie makroskopischen Systems fernab vom Gleichgewicht. Das ist keine idealisierende Annahme, sondern spiegelt den Großteil der natürlichen Realität im ständigen Werden von Wechselwirkungen wieder43. Das neu und spontan interdeterminiert emergierende Anti-Chaos. Der Pfeil der Zeit in der Selbstorganisation des Lebens, Reinbek bei Hamburg 1994; CRAMER, F., Chaos und Ordnung. Die komplexe Struktur des Lebendigen, Frankfurt a. M. 31997 40 PANNENBERG, W., Kontingenz und Naturgesetz, in: MÜLLER, A.M.k.. Erwägungen zu einer Theologie der Natur. Gütersloh 1979. 34-80: ders., Wissenschaftstheorie und Theologie. Frankfurt 1987, 60-73; Ders., Theologie der Schöpfung und Naturwissenschaft, in: DORSCHNER, J. u.a., Mensch und Universum. Naturwissenschaft und Schöpfungsglaube im Dialog. Regensburg 1995. 146-162 41 So die These eines digitalen Universums, dargestellt etwa bei BECK, FL, Christlicher Schöpfungsglaube im Kontext heutiger Wissenschaft. Weil- heim-Bierbronnen 1993 42 Vgl. FERRIS. T., Chaos und Notwendigkeit. Report zur Lage des Universums. München 2000gl. FERRIS, T., Chaos und Notwendigkeit. Report zur l.age des Universums, München 2000