Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
88 I. KONCSIK- eine gewisse Verewigungs- und Vereinheitlichungstendenz, indem alles konkret Erfasste und Erfahrene auf die transtemporale und transspatiale Universalität und Einheit des Seins des konkret Seienden zurückgeführt wird. Hierzu zählt auch das - nur bedingt personkonstitutive -Gedächtnis als die Macht zur Erinnerung als rückholender Vergegenwärtigung von Seiendem anhand seines mental intuitiv erfassten Seins, das sich wiederum im eigenen Sein des Erfassenden analog nachbildet- der Wechsel der Bewusstseinszustände des Mentalen impliziert sowohl seine Konjugation mit dem Gehirn und seinem stets schwankenden Aktivitätsniveau als auch eine interne Differenzierung des Geistes, der sich in differenzierbaren Ebenen „aufhalten" kann. Das impliziert eine mannigfache Komplexität des Geistes in ontologisch zu deutender „vertikaler" Hinsicht- damit wird die Berechtigung der mehrfach verlachten aristotelischen Differenzierung des Geistes in verschiedene „Potenzen" ausgesagt, je nach realisierter Ebene und „Seinshinsicht": das Ich kann etwa vom Selbst, das wiederum vom Verstand und der Vernunft, vom Willen und vom Gefühl unterschieden werden. Zwecks uneingeschränkt offener Phänomentreue empfiehlt sich sowohl die Berücksichtigung dieser „Potenzen" wie auch der ihnen zugeordneten „Methoden" ihres Selbstvollzugs (geistige Intuition, rationale Qualifikation, inneres Gefühl, Gewissen etc.)- auch muss differenziert werden zwischen einer allgemeinen Geistigkeit und dem konkret subsistenten Geist29: erstere bezieht sich auf die „geistig" anmutende Grundstruktur der Materie, welche sich bei der Interpretation quantenmechanischer Phänomene unter Gewichtung des informationeilen Gehalts nahe legt30, letzteres hingegen bezieht sich auf bewusste, selbstreflexe, informative Steuerung und Steuerbar29 Vgl. KONCSIK, I.. Große Vereinheitlichung? Band 2: Die interdisziplinäre Suche nach Grundmustern der Wirklichkeit, Hamburg 2000. bes. 136-144 30 So etwa HEISENBERG, W., Physikalische Prinzipien der Quantentheorie. Mannheim 1991, Das Teil und das Ganze. München 121991