Folia Theologica 16. (2005)

Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 85 wenige Appropiationen des Gehirns und des Geistes18. Sie sind struktureller Art, damit sie eine adäquate Analogisierung auf eine künstliche Hardware und deren Beschaffenheit zulassen können. Hierzu zählen:- die Potenz zur Selbstorganisation, die sich in ihrer internen Dynamik scheinbar als Synchronisation der neuronalen Akti­vität separierter Gehirnareale manifestiert19- damit konjugiert eine Spontaneität als initiale Eigenaktivität, welche autonom und nicht fremdstimuliert basiert ist20-eine relative Unendlichkeit - dogmatisch als analoge Nach­bildung des „ideellen Alles-Seins" des Geistes zu fassen -, welche sich als Beliebigkeit und Variabilität der Repräsenta­tionsmacht externer Inputs manifestiert: neuronal durch syn­chrone Aktivität gebildete, temporal persistierende Engramme können prinzipiell jede beliebige visuelle Perzep­tion abstrakt und formal abbilden-eine damit konjugierte hinreichende Flexibilität, die sich in der Plastizität neuronaler Verknüpfungen zeigt- eine ausreichende Holistizität als Möglichkeitsbedingung der Einheit der Aktivitätsmuster und deren persistierender Spei­cherung im sog. neuronalen Gedächtnis (ohne Differenzie­rung zwischen Lang- und Kurzzeitspeicherung)- eine dezentrale, parallele und dynamisch-synergetische Or­ganisation der Aktivitäten des Gehirns als Ausdruck der nicht-determinativen Kreativität und relativen Autonomie des Geistes sowie der erforderlichen Flexibilität der Aktions­und Reaktionsmöglichkeiten- die Kraft zur Selbstaktivierung und spontanen Initialaktion, monokausal durch neuronal-elektrochemisches Feuern er­klärbar, was einer analogen Nachbildung mentaler Spontan­aktionen wertbar ist. 18 Eine detaillierte summative Auflistung weiterer Eigenschaften findet sich bei KONCSIK, !.. Geist und Gehirn. Eine Schnittstelle zwischen Theologie and Naturwissenschaften?, in: Grenzgebiete der Wissenschaft 48 (1999) 317-357 19 SINGER, W.. Gehirn und Bewusstsein, Heidelberg u.a. 1994 20 HEISENBERG, M., Initiale Aktivität und \Villkiirvehalten bei Tieren, in: Na­turwissenschaften 70 (1983) 70-78

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