Folia Theologica 16. (2005)

Tamás Tóth: Clemens VIII. und der Lange Türkenkrieg in Ungarn

180 T. TOTH über den freien Willen und die später weltbekannt gewordene Ver­urteilung von Giordano Bruno7 (1600). Er verstarb am 5. März 1605 in Rom. Clemens Vlii., wie mehrere Vorgänger und Nachfolger von ihm, war Nepotist. Die Familienangehörigen des Papstes übten beson­ders im 16. und 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Kurie aus; sie zählten als enge Mitarbeiter bzw. Vertreter des Papstes. So versuchten die Kirchenfürsten sowohl ihre soziale Pflicht gegen­über der eigenen Familie zu erfüllen als auch den Aufstieg ihrer Fa­milie zu sichern. Die Päpste wollten dadurch auch ihre Herrschaft erleichtern, weil die Familienmitglieder als Vertrauenspersonen zählten. Es war zwar seit der Antike in der Kirchengeschichte prä­sent,8 aber die Besonderheit liegt hierbei darin, dass dieses Phäno­men in institutionalisierter Weise zwischen 1538 und 1692 durch das Amt des sog. Kardinalnepoten um sich griff. Unter Clemens Vlll. gab es noch eine weitere Besonderheit: Er hatte gleich zwei Kardinalnepoten, unter denen dieser Kirchenfürst die Verantwor­tung anscheinend möglichst gerecht zu teilen suchte. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, was Jaitner nach seinen Forschungen er­wähnt: „Die Zugehörigkeit zur Klientel der Aldobrandini spielte bei ca. 30% der Ernennungen die erwartungsgemäß größte Rolle".9 Papst Clemens Vlll. war selbst noch als lppolito Kard. Aldobran­dini mit verschiedenen Missionen beauftragt, die er später als Papst seinen Familienmitgliedern anvertraut hat. So begleitete ihn noch 1588 nach Polen sein Neffe Cinzio, der diesmal mit der Botschaft der guten Ergebnisse zum Kaiser und zum Papst geschickt wurde.10 7 Giordano Bruno (1548-1600), OF’. Als Häretiker wurde Bruno in vielen Län­dern gesucht. Am 17. Februar 1600 wurde er verbrannt. Seine Geschichte und philosophischen Werke werden in der neuesten Zeit oft erwähnt und gegen die Kirche benutzt. BLUM I’. R.. Bruno. Giordano. In: LThK (Anm. 4) Bd. 2. Sp. 734f. 8 REINHARD W., Nepotismus. Der Funktionswandel einer papstgeschichtli­chen Konstanten. In: Zeitschrijt für Kirchengeschichte. Stuttgart (ZKG) 86 (1975). 145-185. Cit. 147. 9 JAITNER CLX. 10 RAINER .1. Päpstliche Sondergesandte in Innerösterreich. Zu den Legalionen von Antonio Possevino S.J. (1581), lppolito Aldobrandini (1588/89) und En­rico Caetani (1596/97). In: Innsbrucker Historische Studien, Innsbruck (InnsbHSt) 14/15 (1994). 51-64. Cit. 53-57.

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