Folia Theologica 16. (2005)
Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament
FOLIA THEOLOGICA 16 (2005) 153 Otto SCHWANKL MONOTHEISMUS IM NEUEN TESTAMENT* Einleitung Als Theo-logen sind wir in einem prinzipiellen Dilemma: Wir haben den Auftrag, von Gott zu reden. Das ist aber, mit Leo Scheffczyk gesagt, „eigentlich eine unmögliche Aufgabe'"1, weil Gott kein Teil der Welt ist, sondern der Ganz-Andere und Unaussprechliche. So gilt für den Theologen noch tiefer als für den Schriftsteller, was Karl Heinrich Waggerl bekennt: „ich tue was ich kann, aber ich kann nicht... was ich tue".2 Rudolf Bultmann hat 1925, also vor achtzig Jahren, diese Situation des Menschen, „der von Gott reden möchte und es nicht kann", eindrücklich beschrieben in dem Aufsatz: „Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden?".3 Bultmann entwickelt seine Antwort nicht exegetisch, sondern existenzphilosophisch, und bündelt sie in dem Leitsatz: „will man von Gott reden, so muß man offenbar von sich selbst reden";4 ein Reden von Gott gibt es nach Bultmann „nur als ein Reden von uns", nämlich von unserer menschlichen Existenz, die unter dem Anspruch Gottes steht. Wir können von Gott nicht direkt, neutral und objektiv sprechen, sondern immer nur in* Vortrag beim 7. Deutsch-Ungarischen Theologentag der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau und der Katholischen Páz- mâny-Péter-Universitât Budapest am 29. April 2005 in Passau. Der Vortragsstil wurde beibehalten. Ich danke den Kollegen beider Fakultäten für die anregende Diskussion. 1 L. SCHEFFCZYK, Art. Gott, in: SM II (1968) 491-510. 491. Vgl. auch H.-J. KLAUCK, Einführung, in: DERS. (Hrsg.), Monotheismus und Christologie. Zur Gottesfrage im hellenistischen Judentum und im Urchristentum (QD 138), Freiburg i. Br. 1992, 9-16, 12 („daß wir in menschlicher Sprache über etwas reden müssen, das sich der Aussagbarkeit prinzipiell entzieht“). 2 K.H. WAGGERL, Briefe. Eine Auswahl, Salzburg 1976, 142. 3 R. BULTMANN, Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden?, in: Theologische Blätter 4 (1925) 12-135; wieder abgedruckt in: DERS.; Glauben und Verstehen. Gesammelte Aufsätze I, Tübingen 31958, 26-27; nach dieser Ausgabe wird hier zitiert, Zitat: 30. 4 Ebd. 28 (Hervorhebung Bultmann); die folgende Formulierung 33.