Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
100 1. KONCSIK Geist und Software55 56: entspricht die Ebene des beschriebenen konkret Mentalen der Software und die des Neuronalen der Hardware? Ab wann kann von einer originär humanen Intelligenz gesprochen werden: welcher Grad von dynamischer, selbstexplikativer, schöpferischer, initial-spontaner und holistischer Selbstorganisation muss denn erreicht werden, um die maximale Kumulation des „Seins" im Bewusstsein und besonders im Ich zu erreichen? Die entscheidende These lautet: es herrscht eine Analogie, keine Univozität zwischen beiden Analogien. Daraus folgt wiederum die Unmöglichkeit einer positiven Entscheidung im Sinne eines Pro oder Contra gegenüber der Kl. Denn Analogie besagt eine fehlende logisch identifizierbare Eindeutigkeit, freilich auch die Abwesenheit einer belanglosen Mehrdeutigkeit, sondern eine simple „Deutlichkeit". Sie beruht auf der Hervorhebung der die Analogie überhaupt erst ermöglichenden „kleineren Ähnlichkeit", welche diesbezüglich als dominant und fundamental qualifiziert werden muss57. Bezüglich des konkreten Erkenntnisgewinns können nur Möglichkeiten einer „Verähnlichung" eines kybernetisch-artifiziellen mit einem standardisierten System unter Ausschluss von faktischen Wirklichkeitsaussagen ausgemacht werden. Es kann ihre theoretische Plausibilität und potentielle Möglichkeit erkannt werden, da aus einer Analogie - im Unterschied zu einem „linearen" Entsprechungsverhältnis - keine konkrete Bestimmung resultieren kann. Hirn und Hardware Die erste Analogie der KI-These besteht zwischen Hirn und Hardware. Das Hirn entspricht faktisch nicht der aktuellen Hardware58, insofern beim Hirn quantenmechanische Strukturen auf subzellulärer Ebene59 - vielleicht in den synaptischen Vesikeln60 55 So das entsprechende Kapitel über .,Seinsprinzipien1' bei: DE VRIES, J., Grundbegriffe der Scholastik, Darmstadt ’ 1993 56 Etwa bei: TURING, A., Computing Machinery and Intelligence, in: Mind 59 (1950), 433-460: Es gibt eine universelle Turing-maschine (=eine Maschine, die jeden Algorithmus implementieren kann), die jede Turing-maschine simulieren kann: das Hirn könnte eine solche Maschine sein. FEIGENBAUM, E.A. u.a. (Hg.), Computers and Thought, New York u.a. 1963; JOHNSON.LA1RD, P.N. (Hg.), The Computer and the Mind, Cambridge u.a. 1988; BLOCK, N., The Computer Model oj the Mind, in: Osheron, D. u.a. (Hg.), An