Folia Theologica 14. (2003)

Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen

80 M. KRÁNITZ in vier Gruppen je nach der Beziehung der religiösen Traditionen zu Christus beziehungsweise zur Kirche ein: 1) Kirchenzentrische Auffassung mit exklusiver Christologie, 2) Christozentrische Auffassung mit inklusiver Christologie, 3) Gottzentrische Auffassung mit normativer Christologie, 4) Gottzentrische Auffassung mit nicht normativer Christologie.40 Die Kategorien Kirchenzentrismus, Christozentrismus, Gottzen­trismus bedeuten Paradigmen bzw. verschiedene Sichten der Welt. Der Gottzenrismus enthält aber zwei mögliche Zustände, indem Christus eine normative oder eine nicht-normative Rolle in der Ordnung der Beziehungen Gottes zum Menschengeschlecht zuge­schrieben wird. Diese Klassifizierung summiert eigentlich die Mei­nungen, die von einer kirchenzentrischen Auffassung zu einer chri­stuszentrischen, davon aber in eine gottzentrische Auffassung übertreten. Der Übergang von der Kirchenzentrischen Auffassung zur Christozentrischen geht Hand in Hand mit dem Verlassen einer ekklesiologischen Betrachtungsweise, nach dem das Heil für menschliche Wesen allein durch den in kirchlicher Gemeinschaft bekannten ausgedrückten Christusglauben möglich ist. Für viele Theologen ist nicht nur die kirchenzentrische Auffassung, sondern auch die christozentrische heute schon unhaltbar. Sie halten Jesus Christus nicht mehr für einen Erlöser, dessen heilbringende Gewalt auch außerhalb der Grenzen der Kirche funktioniert. In diesem Fal­le verwirft man nicht nur den Gedanken der zum Heil nötigen, pflichtmäßigen Zugehörigkeit zur Kirche, sondern die universale Vermittlerrole Jesu Christi in der Heilsordnung.41 Die Aufteilung der Meinungen über die Religion in vier Katego­rien erscheint auch bei anderen Verfassern, mehr oder weniger den oben aufgeführten entsprechend. Nach der Auffasung von Paul F. Knitter sind zu unterscheiden 1) das konservative evangelikalische Modell (es gibt nur eine wahre Religion); 2) das verbreiteteste pro­testantische Modell (alles Heil kommt von Christus; 3) das katholi­40 Vgl. SCHINELLER, J. P., Christ and Church. A Spectrum of Views, in Theo­logical Studies 37(1976) 545-566. 41 Vgl. DUPUIS, J., Le débat actuel sur la théologie des Religions, in Vers une théologie chrétienne du pluralisme religieux. Cerf, Paris 1997, 276.

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