Folia Theologica 14. (2003)
Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen
68 M. KRANITZ Anfang an, dass die Religionen zwar Irrtümer enthalten, trotzdem verkünden sie auf die ihnen eigene Weise die Wahrheit. Ihre Gläubigen, wenn sie sich zum Christentum bekehren, brauchen nicht zu verleugnen, was in diesen Religionen gut war, denn das kam von Gott. Das ist aus christlichem Gesichtspunkt, im Plan Gottes, eine Aussage ohnegleichen über den Wert der Religionen und über das Heil ihrer Mitglieder. Seiner Meinung nach ist die Kirche der „außerordentliche" Weg des Heils, die Religionen der Welt sind aber im richtigen Sinn des Wortes die „normalen" Wege des Heils für die nichtchristliche Welt. Gott ist nicht nur Herr der spezifischen Heilsgeschichte der Kirche, sondern auch Herr der universalen Geschichte des menschlichen Geschlechts. Die universale Geschichte des Heils verbindet sich von Anfang an mit der spezifischen Heilsgeschichte, mit gemeinsamer Bedeutung und gemeinsamen Ziel, da beide von derselben Gnade Gottes abhängen. Eine jede geschichtliche Situation ist innerhalb und außerhalb der Kirche in seiner Gnade eingefasst im voraus gegenwärtig. Weil Gott ernsthaft und tatsächlich will, dass jeder Mensch selig wird und niemand verlorengeht außer aus eigenem Verfehlen, deshalb ist die Bestimmung eines jeden, in seiner „geschichtlichen Situation" das Heil zu finden. In diessem Fall bedeutet die geschichtliche Situation seine spezifische, persönliche und gesellschaftliche Umgebung, von dem er sich nicht lösen kann, so bedeutet sie schließlich die Religion, die ihm von der Gesellschaft angeboten wird. Die Religion des Menschen ist die Religion eines gesellschaftlichen Wesens, niemals eine individualistische und subjektive Tat in einer ausschließlich inneren Privatsphäre, sondern eine Handlung in einem teilweisen gesellschaftlichen Körper, also in einer konkreten religiösen Gemeinschaft. Da aber Gott ernsthaft und tatsächlich die universale Heilsgeschichte des ganzen menschlichen Geschlechts will, bis er alle Elemente davon nicht annimmt (darunter gibt es zahlreiche Irrtümer und Sünden), (auch das Alte Testament war nicht vollkommen!), bis dahin nimmt er diese Religionen an, wie sie sind, als gesellschaftliche Strukturen. Diese, zwar in verschiedenem Sinne und auf unterschiedlicher Stufe, sind „legitime Religionen".18 Ein menschliches Wesen soll in der Religion selig werden, in der er durch seine geschichtliche Situation bestimmt wird. Sein Recht und seine Pflicht ist es, Gott in der Religion zu suchen, wo ihn der ver-