Folia Theologica 14. (2003)

Zoltán Rokay: Der Prädestinationsstreit des 9. jh-s und die Gnadenfrage

DER PRADESTINATIONSSTREIT DES 9. JH-S 149 Freiheit des Willens bestand darin, daß sie imstande war, nicht zu sündigen;35 die letzte wird viel größer, sie wird darin bestehen, daß sie nicht imstande sein wird zu sündigen. In der Ansprache Pro­spers gegen die Vincentianer hebt er u.a. das folgende Beispiel her­vor: „Der Becher, hergestellt aus unserer Schwäche und der Stärke Gottes, kann einem jeden nützen; wenn man aber aus ihm nicht trinkt, heilt er nicht."36 Hinkmar läßt sich auch mit der Dreifaltig­keitslehre des Gottschalk in Diskussion ein. Das Ergebnis dieser Diskussion ist sein Traktat: „De una et non trina Deitate".37 Im Falle der Einigkeit der Gottheit soll man sich immer die Frage stellen (subtiliter interrogari debet): ob man dies im Bezug auf die Natur (naturaliter) oder im Bezug auf die Person (personaliter) versteht? Wenn im Bezug auf die Person, so erreicht ihn das „anathema" mit den Sabellianern und Patripassianern38. Wenn er aber Angst hat vor dem „anathema", so soll er glauben und bekennen, daß Gott der Natur nach einer ist, der Person nach dreifältig (trinam). Sollte er drei Götter, drei Gottheiten bekennen, so zieht er die Anklage des Arianismus auf sich. („Cum autem illi, et Latini consensus paris, damnaverunt et damnant, anathematizaverunt et anathematizent Arianos, qui colunt tres majestates, tres pietates, tres potestates, tres deos, atque tres deitates." -De una... PL 125,477)39 Hinkmar erteilte die Unterweisung, daß, insofern Gottschalk sei­ne Lehre zurücknimmt und dem rechten Glauben treu bleibt, ihm die Beerdigung und das Officium, das sich auch den anderen Brü­35 „Et item beatus Augustinus: ‘prima libertas voluntatis erat posse non peccare; novissima erit multo maior: non posse peccare’”, (ebd. 207) 36 „Prosper actione prima contra Vincentianos (Resp. I.) dicit: ‘poculum quippe immortalitatis quod confectum est de infirmitate nostra et virtute divina, ha­bet quidem in se ut omnibus prosit; sed si non bibitur, non medetur.”’ (ebd. 296) 37 PL 125,474-618 38 „Si ... dicit unam Deitatem esse credendam et confitendam personaliter, nisi suum concitus corrigat sensum, revera cum Sabellio audire meretur anathe­ma... Hinc enim haeretici sabelliani dicti nuncupatique sunt etiam patripassia- ni, quia noluerunt, nec omnino potuerunt negare Deum Patrem passum...” (ebd. 475) 39 Nach Hinkmar ist das die Lehre des Arius. Auch Ratramnus klagte die Grie­chen bezüglich der Leugnung des filioque des Arianismus an. Vorausset­zungsweise war das die schwierigste Beschuldigung in der Theologie. Vgl. PL 121, 290 ff.

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