Folia Theologica 13. (2002)
Attila Puskás: Gott der dreieine als Schlüssel zum verstehen der wirklichkeit trinitarische Ontologie bei Gisbert Greshake
30 A. PUSKÁS 2.2 Dilemmas des neuzeitlichen Menschenbildes Greshake deutet die durch den Nominalismus vorbereitete und in der cartesianischen Philosophie zur Herrschaft kommende anthropologische Wende am Anfang der Neuzeit so, dass sie bei aller Horizontwandlung (Übergang von Seinsphilosophie zur Bewusst- seins-philosophie) im Grundzug ihr wesentliches Merkmal, nämlich die Dominanz des Einen über und gegenüber dem Vielen behalten hat. Die Denkweise und die Praxis im Westen war weiterhin durch die Priorität der Einheit und Identität geprägt. Nur die Identifikation des Einheitsprinzips änderte sich: an die Stelle des göttlichen Einen des Altertums und Mittelalters ist das menschliche Subjekt als alles auf sich selbst beziehende und einigende Einheitsprinzip getreten10. Greshake sieht so, dass die Atmosphäre einer alles ergreifenden Bemächtigungstendenz sich von diesem neuzeitlichen Subjektbegriff her graduell gebildet hat. Wenn das Subjekt-Sein reine Selbstbestimmung und Verwirklichung ist, in der der/das Andere keine konstitutive Rolle spielt, dann wird der/das Andere nur als fremde, mich verhindernde und einschränkende betrachtet. Das „andere" der Natur ist das zu erobernde Gebiet für das Subjekt, der andere Mensch ist wenigstens potentiell Rivale für das Ich. Das gilt nicht nur für die einzelne Andere, sondern auch für andere Gruppen, Nationen, Klassen. Es kommt noch dazu, dass während das sich selbst bestimmen wollende Ich alles sich untertan zu machen sucht, aus dem sich als Einheitspunkt setzenden Subjekt selbst ein Objekt wird, das unter der Herrschaft vielfältiger Determinismen, Medien, Automatismen, Produktions und Konsummationsmaschinerie steht. Der Mensch, Greshake zufolge, kann sich auf zweifacher Weise zu dieser Situation stellen. „Zwei Möglichkeiten also: 'Pathos des Sub10 „In der Neuzeit wird als Einheitspunkt alles Wirklichen nicht Gott bzw. ein göttliches Absolutum, auf das hin alles Viele und Vielfältige bezogen und reduziert wird, betrachtet, sondern das Subjekt selbst, das sich als eines, nämlich als Mitte und Einheitspunkt der Wirklichkeit setzt, sich als reine Selbstbestimmung allem anderen (als ob-jectum) gegenüberstellt und dieses sich einzuverleiben, untertan zu machen sucht". GRESHAKE, G., Der dreieine Gott, 447.