Folia Theologica 12. (2001)
Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?
DER ANALOGE REALISMUS ALS FUNDAMENT 153 2 Hypostatische Union 2.1 Der transzendental-kategoriale Stellenwert Jesu Christi Durch Jesus Christus wird der „Heilswille Gottes" den Menschen mitgeteilt46, der in der Einheit und Einigung des Menschen mit Gott besteht. Die gottmenschliche Einheit ist eine transzendentale Idee, die entsprechend ausgewertet wird: der Mensch wird durch Gott zur freien Annahme seiner Selbstmitteilung befähigt, was das volle Menschsein voraussetzt47; in der hypostatischen Union wird das Geschaffene und „Andere" Gottes als das Eigene von Gott ein für allemal angenommen48. Die Selbstmitteilung ist dabei nichts Statisches, Apriorisches, sondern ereignet sich in der Dynamik des gottmenschlichen Dialogs: sogar Gott kann am „am anderen etwas werden. Er selber, er in der Zeit"49.. Die gottmenschliche Einheit ist für das Menschsein konstitutiv, weil sie a) mit der Selbstmitteilung Gottes identisch ist50 (Gott ist es, der sich selbst ausspricht und nicht nur irgendwelche Boten sendet)51 und b) das Menschsein ohne diese Mitteilung verloren wäre 46 Folgende Schwerpunkte der Reflexion der Inkarnation werden von Rahner genannt: - Das Wort selbst hat sich inkarniert, nicht irgendeine göttlichen Person (Sehr. IV, 139) - Annahme der menschlichen Natur: Der Mensch ist „die zu sich selbst gekommene Undefinierbarkeit“ (Sehr.IV, 140). Denn: „Der Mensch ist in seinem Wesen, seiner Natur, das Geheimnis“ (Sehr. IV, 140). Grund: Mensch ist als Mensch auf Gott verwiesen. Gott ist das Geheimnis - also auch der Mensch, insofern er auf ihn verwiesen ist (Sehr. IV, 140). - „Die Menschwerdung Gottes ist daher der einmalig höchste Fall des Wesensvollzugs der menschlichen Wirklichkeit, der darin besteht, dass der Mensch ist, indem er sich weggibt.“ (Sehr. IV, 142). - Dabei ergeben sich die innertrinitarischen Differenzierungen aus der Inkarnation des Logos, der nur in seinen trinitarischen Relationen begreifbar ist (Sehr. IV, 149). 47 „Die radikale Abhängigkeit von ihm (sc. Gott) wächst nicht in umgekehrter, sondern in gleicher Proportion mit einem wahrhaftigen Selbststand vor ihm (Gott)... Dies ist die Grundwahrheit des Schöpfer-Geschöpf Verhältnisses.“ (Sehr. I, 183). Daher gilt auch: „Einheit und Unterschiedenheit“ werden „sich bedingende und steigernde, nicht sich Konkurrenz machende Merkmale“ (Sehr. I, 203). 48 Sehr. I, 184f; 202f 49 Sehr. IV, 147 50 „Denn das ,Was’ ist bei uns und bei im gleich: wir nennen es die menschliche Natur. Aber dass dieses Was bei ihm als Selbstaussage gesagt ist und bei uns nicht, macht den Abgrund der Verschiedenheit aus.“ (Sehr. IV, 150).