Folia Theologica 12. (2001)
Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?
142 I. KONCSIK Also müssen in einer transzendentalen Analyse nur noch die immer schon gegebenen transzendentalen Bestimmungen des Menschseins eruiert werden, die auf seinem ideellen Alles-Sein aufruhen; theologisch werden solche Ideen und apriorische Grundbefindlichkeiten des Menschen mit Wirklichkeit aufgefüllt. Die Wirklichkeit bietet hier nicht im ursprünglichen Sinn eine Neuinformation und die Bereitstellung neuer Möglichkeiten, sondern ist lediglich die Bestätigung von eingeborenen Ideen und die verwirklichende Erfüllung von menschlichen Intentionen14 15. Um die Erfüllung der transzendentalen Ideen zu erkennen, bedarf es der menschlichen Freiheit des Glaubens und der Annahme16. Da eine solche Annahme nicht einer reinen Idee gegenüber möglich ist, muss diese Idee in der konkreten Person Jesu Wirklichkeit geworden sein17. Die transzendentalen Ideen werden nicht wie beim analogen Realismus als reine Vermittlungen zu Gott verstanden, die aus sich selbst sich selbst immer übersteigend sind. So ist die Idee Gottes im transzendentalen Realismus ideell identisch mit der Wirklichkeit Gottes und nicht in sich analog oder der Ausdruck der Analogie des Seins, weshalb das sie univok erfassende menschliche Denken und Sein unmittelbar mit Gott verklammert wird - es zeigt sich eine pan14 Ähnlich wird etwa in der Inkarnation lediglich der konkrete Modus, die „Weise“ der Umsetzung der transzendentalen Idee des göttlichen Heilswillens offenbar; sie ist die „konkrete Weise der Verheißung einer letzten Sinner- füllung“ (Sehr. XIII, 126). 15 Aposteriorisch werden „apriorische Hoffnungshorizonte“ „reflex zum Bewusstsein“ gebracht als solche, die „immer schon gegeben waren“ (Sehr. IX, 220). 16 Der „apriorische Horizont“ des Menschen „erspart“ ihm zwar nicht die „Freiheit des Glaubens an die Auferstehung“; er „legitimiert“ ihn jedoch „in seiner intellektuelle Redlichkeit“, „so etwas wie die Auferstehung Jesu zu glauben, d.h. die Ostererfahrung der Jünger anzunehmen“ (Sehr. IX, 225) - Wird damit der höchste Ausdruck menschlicher Freiheit nicht auf die schlichte Annahme und Hinnahme einer geschichtlichen Bestätigung einer transzendentalen Idee reduziert? 17 Sehr. X, 209f. - Das bedeutet keinen Widerspruch zur genannten These, in Jesus werde nach Rahner eine transzendentale Idee mit Inhalt gefüllt. Denn der Inhalt ist nur erforderlich zum Zustandekommen der menschlichen Stellungnahme. Mit dem Inhalt wird also nichts wirklich „Neues“ konstituiert, das ein ontologisches „Mehr“ gegenüber einer reinen Möglichkeit bedeuten würde.