Folia Theologica 12. (2001)

Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?

DER ANALOGE REALISMUS ALS FUNDAMENT 139-Analoger Realismus: in Anlehnung an Siewerth8 kann diese Po­sition skizziert werden9: die Differenz sowie die Identität zwischen dem Menschen, der Idee seines Denkens und Seins und ihrem kor­respondierenden Gegenstand sind durch und durch analog. Zwi­schen ihnen besteht an keiner Stelle eine modale, inhaltliche oder ideelle Identität noch eine Differenz, so dass etwa die transzenden­tale Idee Gottes teilweise identisch mit Gott selbst wäre o.ä.. Die Analogie wird konsequent als entscheidender Wesenszug der Wirk­lichkeit bzw. des Seins gefasst: das Denken ist analog zum Sein, die­ses ist als Geschaffensein (esse creatum) analog zum göttlichen Sein. Zwischen Denken, Sein und Gott besteht eine Einheit von Identität und Differenz - nie eine „reine" Differenz oder Identität, weshalb die Einheit an keiner Stelle auf Identität oder Differenz reduziert wird. Es wird ontologisch von der Wirkung (=transzendentale Ideen) auf die Wirklichkeit ( = realer Grund der Ideen) geschlossen: woraus entstammt die transzendentale Idee Gottes? Sie wird dem­nach als Wirkung der göttlichen Wirklichkeit begriffen10. Wird der­art auf die „Wirkung aller Wirkungen" reflektiert, ergibt sich: die 8 Seine Thesen finden sich zusammengefasst in SIEWERTH, G., Die Differenz von Sein und Seiend, in: Stockhausen, A. V., Gott in der Geschichte. Zur Got­tesfrage bei Hegel und Heidegger. Ges. Werke III, 1 13-200. 9 Man beachte zum Unterschied Siewerth - Rahner bes. VERWEYEN, H., On­tologische Voraussetzungen des Glaubensaktes, Düsseldorf 1969. 10 Hier zeigt sich tiefer das ontologische Problem der Selbstgabe und Selbstver­mittlung des Menschen vermittelt durch die göttliche Gnade des Seins an: das Menschsein wird einerseits rezeptiv empfangen, ganz und gar übereignet und geschenkt; andererseits wird es in derselben Hinsicht aktiv und selbstur­sprünglich vollzogen, so dass die göttliche Übereignung des Seins sogleich in das Eigentum des Geschöpfes als Konstitution seines Selbstbesitzes übergeht und mit ihm eins ist. Indem der Mensch selbst Ideen generiert, steht es analog in der Wahrheit des göttlichen Seins. Im Maß der göttlichen Wahrheit erzeugt also der Mensch seine eigene Wahrheit. Dass es seine eigene ist, zeigt sich an der Idealität und Nichtigkeit seiner transzendentalen Ideen an, die der Ideali­tät des menschlichen Denkens und damit des Geistes entspringen; dass es die göttliche ist, zeigt sich in ihrer a priori regulativen und umfassend fundieren­den Funktion sowie in ihrer Selbstverständlichkeit / Selbstevidenz, absoluten Ursprünglichkeit und Urphänomenalität an. Hier muss die unvermischte und ungetrennte Einheit göttlichen Wirkens und geschöpflicher Wirklichkeit in aller Konsequenz festgehalten werden, um beide nicht so zu trennen, dass sie nachträglich oder vordergründig oder äußerlich oder rein relational bzw. in­tentional miteinander zur Einheit und Einigung gebracht werden. Gelingt das dem transzendentalphilosophischem Ansatz Rahners?

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