Folia Theologica 11. (2000)

Ferenc Beran: Grundentscheidung und Todsünde

96 F. BERAN- Der Begriff wurde zuerst in der christlichen Philosophie verwen­det. JACQUES MARITAIN indentifiziert die Grundentscheidung mit der ersten sittlichen Akt der Freiheit. Nach seiner Auffas­sung wählt sich ein Kind ein Lebensziel, woran es sein ganzes Le­ben richten möchte, wenn das Kind seinen Verstand schon gebrau­chen kann. Zu diesem Lebensziel gehört auch eine ethische Ent­scheidung und zwar: Gutes tun dem Guten zuliebe, oder Böses tun, was immer Ablehnung vom Guten ist. Nach der Anschauung Ma­ritans ist Gott im Aspekt des Höchstguten zu erreichen.7 Also, wenn sich das Kind für das Gute entscheidet, entscheidet es sich gleichzeitig für Gott.- MAURIZIO FLICK und ZOLTÁN ALSZEGHY nähern dieses Thema von der dogmatischen Seite her, von Gottes Gnade an. Nach ihrer Auffassung kann man ohne Gnade keine Grunden- scheidung für Gott verwirklichen.8 Diese Meinung basiert sich auf Kirchentradition, der nach man ohne Gnade der Liebe Gottes nicht lieben kann.9 Es ist so zu verstehen, dass die Gnade - als Liebe Gottes - der menschlichen Grundentscheidung vorangeht.- BERNHARD HÄRING integriert den Begriff der Grundentschei­dung in seinem moralischen System. Nach seiner Meinung spielt „optio fundamentalis” eine wichtige Rolle bei der Bekehrung des Menschen. Im christlichen Leben bedeutet „optio fundametalis” die „Erste Bekehrung”, die sich bei der Taufe zeigen lässt. Die so­genannte „Zweite Bekehrung”, bedeutet die Realisierung der Grundentscheidung im Alltagsleben durch andere Sacramente.10 Über diese Zweite Bekehrung schreiben viele religiöse Autoren in ihren Meditationen. Die Zweite Bekehrung ist eine Antwort, eine Hingabe auf die Liebe Gottes11 Nach seiner Verfassung steht die Grundentscheidung nicht nur mit der menschlichen Bekehrung, sondern auch mit der Gestaltung des Gewissens im Zusammen­hang. Die Grundentscheidung als Option für Gott und Teilhaber­7 Vgl. JACQUES MARITAIN, La dialectique immanente du preimer acte de liberté, in: Raison et Raisons, Egloff, Paris, 1947. 131-163. 8 MAURIZIO FLICK- ZOLTÁN ALSZEGHY, L’opzione fondamentale della vita morale e la grazia, in: Gregoriana, XVI. (1960) S. 607. 9 THOMAE AQUINATIS, Summa Theologiae 1.11. 109.a. 3. 10 Vgl. BERNHARD HÄRING, Frei in Christus /. Herder, Freiburg, 1979. S. 413. 11 Vgl. HEINZ SCHÜRMANN, Geistliches Tun, Herder, Freiburg, 1964. S. 14.

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