Folia Theologica 8. (1997)

Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars

58 A. STRUKELJ Finger auf den Sohn und sein Werk. Er legt nicht von außen her aus, sondern führt von innen ein. Er weist nicht von sich weg zum Sohn hin. Denn er ist ja selber im Sohn, er bewirkt seine Menschwerdung und begleitet seine ganze Auslegungstat des Vaters, da er im Sohn und über ihm als die Regel des Vaters ruht und zusammen mit ihm “Zeugnis ablegt”. Der Geist ist nicht nur ein “äußerer Zeuge dessen, was Jesus tut und leidet. Er hat vielmehr eine Art innere Erfahrung vom ganzen Schicksal Jesu. Er ist nicht nur der Geist, der ’’die Tiefen der Gottheit durchforscht", sondern jetzt auch der Geist des Sohnes, der “die Tiefen der Welt” bis hinab in die “katotera tes ges aussmißt”.57 Im Raum der Kirche Dieses umfassende Wirken ereignet sich immer in der Kirche, oder besser gesagt: durch die Kirche im Kosmos. Die missionarische Funktion der Kirche besteht darin, daß sie sich zur Welt hin bewegt, um die Welt für Christus zu gewinnen. Daß die “beiden Hände des Vaters” Zusammenarbeiten, zeigt sich auch in den Sakramenten der Kirche, besonders in der Eucharistie. Der Geist wirkt das Wunder der Vergegenwärtigung des leibhaften Christus in einer unsagbar innigen Verbindung mit dem Sohn. Also: das Wirken des Sohnes und des Geistes im Werke der Welterlösung bleibt gemeinsam. Die Gemeinsamkeit ihres Wirkens erweist sich, wie gesagt, schon in der Passion des Sohnes, der sich durch sein blutiges Selbstopfer “im ewigen Geist” (Hebr 9,14) darbringt. In der Sendung des Geistes vom Vater besteht das Geheimis, daß auch der auferstandene Sohn in der Gabe des Geistes sich selbst mitverschenkt. Das ist der Grund, warum der Geist in der Kirche immerfort die vollkommene Leibhaftigkeit Christi verwirklicht und jeder idealistischen Spiritualisierung fremd und fern bleibt. Das gegenseitige innige Verhältnis zwischen Sohn und Geist wird durch die paulinische Aussage “der Herr ist der Geist” (2Kor 3,17a) sichtbar; und ebenfalls in dem Satz, daß Jesus als “zweiter Adam zum lebensspendenden Pneuma” (IKor 15,45) geworden ist. Im Geheimnis der Kirche kann man ein objektiv-institutionelles Element von einem subjektiv-existentiellen unterscheiden. Natürlich 57 Vgl. TL III, 188.

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