Folia Theologica 7. (1996)

Bronislaw Wentanty Zubert O.F.M.: Error in persona und error in qualitate personae (c. 1097 § 1-2 CIC 1983)

48 B. W. ZUBERT c) Der Irrende muß dieser Eingenschaft wesentliche Bedeutung zu­messen und seine Intention praevalierend auf diese Eingenschaft richten, oder sie muß zumindest die „vera causa voluntatis” sein52. Kritisch muß man aber dazu bemerken, daß in der causa coram CANALIS, die Interpretation des „error reduntas” verändert wurde und der Irrtum selbst über die objektiv ernste Eigenschaft als Nichtigkeits­grund der Ehe angenommen wurde, weil das Fehlen solcher Eigenschaft bewirkte, daß „etiam persona physica prorsus diversa resultet”53. Diese Begründung wurde in der Folgezeit in der Rotarechtsprechung nicht mehr angewandt und in der Beurteilung des „error redundans” hat man vor allem die Intention des Nupturienten — und folgerichtig — seine subjektive Wertschätzung der Eigenschaft berücksichtigt54. Und diese Konzeption der Rotalrechtsprechung hat ihren normativen Niederschlag im c. 1097 § 2 gefunden, der eindeutig von der hauptsächlich und direkt angestrebten Eigenschaft spricht55. 2) Die Kennzeichen der Eigenschaft. Die Eigenschaft, die der Nuptu­rient beim Partner anstrebt soll sein: a) etwas Besonderes — „qualitas peculiaris”, obwohl das keine einzi­ge und exklusive Eigenschaft, die die Person individualisiert, sein muß. Es kann also keine unbestimmte Eigenschaft sein, die normalerweise von jedem Partner verlangt und erwartet wird, z.B. daß er anständig, liebens­würdig, gut, ehrgeizig, arbeitsam, edelmütig, aufrichtig sei. Wenn also jemand beweist, und sogar sehr ehrlich, daß er eben so einen Partner ha­ben wollte, und bestimmt die Ehe nicht geschlossen hätte, wenn der 52 Ebd., S. 136. Zu den Kriterien sagt PREE: ,,a) qualitas individua et exclusiva in identification personae psychicae adhuc ignotae; b) qualitas moralis, socialis et iuridica in individuatione personae magis complete et integre consideratae nempe personalitatis; c) qualitas necessaria ad exercitium iurium et obligationum essen­tialium ipsius matrimonii item in identification personae" — a.a.O., S. 43. 53 WOLF, a.a.O., S. 136. 54 Ebd., S.. 136-137. Vgl. „Parisien” coram EWERS, 10.02.1973 (SRR Decisiones, vol. 65/1973/86-94); „Augustana seu Taurinen” coram Di FELICE, 26.03.1977 (SRR Decisiones 67/1977/150 ff.); „Cameracen” coram FERRARO, 14.01.1978 (ME 105/ 1978/276 ff.); „Romana” coram POMPEDDA, 28.07.1980 (SRR Deci­siones 72/1980/549-558). Vgl. WOLF, a.a.O., S. 95-106. 55 Ebd., S. 137. Vgl. V. PALESTRO: „Novus Juris Canonici Codex, quamvis in can. 1097 § 2 substantialiter recipiat formulam tertiae regulae Alphonsianae ex integro materiam erroris qualitatis redundantis in errorem personae determinat, positive statuens [...], ita admittens praevalentiam aestimationis subiectivae super obiectivo valore qualitatis intentae” (Caracen., 24.06.1987 - ME 112/1987/472).

Next

/
Thumbnails
Contents