Folia Theologica 6. (1995)
Gábor Adriányi: Warum und wie verließ Kardinalprimas József Mindszenty 1971 die amerikanische Botschaft zu Budapest?
88 G. ADRIÁNYI publizieren. Eminenz können diese bei sich halten oder einer priesterli- chen Persönlichkeit übergeben, die das Vertrauen Euer Eminenz und des Hl. Stuhles besitzt. Mindszenty: Ich habe schon verfügt, daß meine Memorien in die Hände des Msgr. János Szabó, Apostolischer Protonotar, gelangen. Ich bitte darum, dies anzuerkennen. Zágon: Zusammenfassend möchte ich Eure Eminenz versichern, daß Eminenz außer den genannten vier Bedingungen als freier Mensch nach dem Ausland fahren kann. Der Hl. Stuhl wird mit Vertrauen, Verständnis und Hilfsbereitschaft Euer Eminenz beistehen. Daß jedoch die spezielle Lage Euer Eminenz eine erhöhte Verantwortung und Rücksichtnahme verlangt, ergibt sich aus der Natur der Sache. Am 26. Juni vormittags um 10 Uhr. Zágon: Eure Eminenz baten gestern während des Gespräches um eine Zeit des Nachdenkens, damit Eminenz alles gewissenschaft überlegend die Entscheidung in eigener Sache treffen kann. Ich muß jedoch dem Hl. Vater referieren. Dieser hält die Lösung der Frage für dringend und schickte mich aus diesem Grunde zu Euer Eminenz, trotz meines persönlichen Verhältnisses zu den ungarischen Behörden. Es ist offensichtlich, daß es auf den Hl. Vater keinen guten Eindruck machte, wenn ich damit zurückkehrte, daß Eure Eminenz die Entscheidung auf unbestimmte Zeit vertagt hätte. Ich halte es deswegen für notwendig, daß Eure Eminenz einen Termin angibt und innerhalb dieser Zeit könne der Hl. Vater die Entscheidung erwarten. Mindszenty. Ich verhalte mich gegenüber dem Wunsch des Hl. Vaters mit absoluter Ehrerbietung. Ich meine aber, daß ich es sowohl ihm als auch der Kirche und der Nation schuldig bin, zu meiner Entscheidung um eine Uberlegungszeit zu bitten. Ich kann nicht umhin, eine gewissenhafte Abwägung zu treffen. Der Hl. Vater wird doch die Sorgen eines alten Menschen verstehen, wenn dieser für eine so schwierige Entscheidung, wie die vorliegende, um Zeit des Nachdenkens bittet. Das will kein Widerstand sein, nur das Vorhandensein der Verantwortung mir selbst gegenüber. Nach 15 järigem Aufenthalt [in der Botschaft] kann ich auch nicht gleichgültig gegenüber meinen Gastgebern sich. Ich halte es für angebracht, sie über den betreffenden Wechsel zu informieren. Der Abtransport meiner Sachen, aufgrund ihrer Natur und der äußeren Umstände, nimmt ebenfalls Zeit in Anspruch und kann nicht von heute auf