Folia Theologica 6. (1995)

Ádám Somorjai O.S.B.: Geburtenbeschränkung in Bauernfamilien

GEBURTENBESCHRÄNKUNG 199 Zum Wortgebrauch Geburtenbeschränkung sei hier noch bemerkt, daß es eigentlich in moraltheologischen Arbeiten nicht gebraucht wird, man spricht meistens über Empfängnisregelung, Geburtenregelung bzw. Ge­burtenkontrolle. Uns interessiert aber die Frage: warum es in einigen geschlossenen Gesellschaften dazu gekommen ist, daß die soziale Indika­tion als Norm rezipiert wurde; was für Bedingungen deren Entwicklung ermöglicht haben; warum der Prozeß einer Entvölkerung unaufhaltsam war, und warum es zur chronischen Geburtenbeschränkung eines Ein­kindsystems gekommen ist. So gilt eine so verstandene Geburtenbe­schränkung als ein Alarmzeichen zur gesellschaftlichen wir auch kirchli­chen Lage einer Bevölkerungsgruppe. Schließlich bemerken wir zur Frage der gebrauchten Quellen, daß es sehr schwierig war, sie zu beschränken. Anfänglich sollte nur die Soziogra- phie der Volksschriftsteller berücksichtigt werden. Nach einer Studie der neuesten Monographien bzw. von neuesten Publikationen ist dennoch die Erfahrung gewonnen, daß die soziographische Literatur der Volks­schriftsteller nur die Endphase der Geburtenbeschränkung bearbeiten konnte, uns interessieren dennoch deren Anfänge bzw. die Ursachenfor­schung, die in den neuesten Bearbeitungen aufgegriffen werden. Dadurch wurden die Unterlagen wesentlich vermehrt, zu einer Vollständigkeit aber immer noch ungenügend. Es hätte die Literatur auf parallele euro­päische Unterlagen ausgedehnt werden sollen, dies hätte aber die von uns gesetzten Rahmen dieser Arbeit sprengen: es geht hier vor allem um Un­garn. Unpublizierten Quellen wurde auch nicht nachgegangen, da es nicht die Aufgabe des Moraltheologen ist. Im Zentrum unseres Interesses bleibt weiterhin die frühere reiche “Einkindsliteratur”, größtenteils in der Deutung der neuesten Erkenntnisse und integriert durch ein moraltheolo­gisches Interesse. Es gibt keine Vorarbeiten zur Frage der konfessionel­len pastoralen Tätigkeit, so wird hier darauf wiederum verzichtet, sie he­ranzuziehen. Die Tatsachen der Geburtenbeschränkung Darstellung Literarische Angaben wie demographische Mikrostudien bezeugen einen Anfang der Geburtenbeschränkung in der zweiten Hälfte des 18. Jahr­hunderts in den ausgewählten Ortschaften. Weitere Untersuchungen, wie auch die demographischen Makrostudien betreffend die Verbreitung der kontrazeptiven Methoden und Praktiken konzentrieren das Interesse auf

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